Auch Flugsaurier können im Planetarium bewundert werden.

Foto: NHM Wien, Kurt Kracher

Wien – Das Naturhistorische Museum Wien macht sich zum 125. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk: Am vergangenen Sonntag wurde nach einem Dreivierteljahr Bauzeit die neueste Attraktion des Hauses, ein digitales Planetarium, eröffnet.

Der doppelschalige Kuppelbau mit einem Innendurchmesser von mehr als acht Metern beherbergt ein Kino mit 62 Sitzplätzen und einer halbkugelförmigen "Leinwand" aus zahlreichen nahtlos verlegten Paneelen. Zwei hochauflösende "Fulldome"-Projektoren ermöglichen die Abbildung des Nachthimmels ebenso wie virtuelle Reisen durch die Galaxie. Gespeist werden die Animationen aus einer umfangreichen Datenbank, in der sozusagen das gesamte bekannte Universum hinterlegt ist.

Zusätzlich zu den astronomischen Präsentationen werden auch diverse rund halbstündige Dokumentarfilme aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Bereichen gezeigt, wie zum Beispiel über Supervulkane, Dinosaurier oder die Entstehung des Lebens. Die Anlage dient daher nicht nur der Unterhaltung, sondern erfüllt auch den Zweck der Wissensvermittlung, was schließlich neben Forschung, Konservierung und Präsentation zu den Kernaufgaben des Museums gehört.

Die aufwendige, 27 Tonnen schwere Konstruktion innerhalb des Gebäudes musste gemäß der Vorgaben des Denkmalschutzes errichtet werden, daher wurde kein Eingriff in die Bausubstanz vorgenommen. Damit der übrige Museumsbetrieb nicht gestört wird, musste die Kuppel auch perfekt schallisoliert werden, denn der Pegel im Inneren kann bis zu 110 Dezibel erreichen.

Astronomisch ist nicht nur das Programm der Anlage, auch die damit verbundenen Kosten können so beschrieben werden. Möglich wurde das 1,5 Millionen Euro teure Projekt nur durch eine Erbschaft: Als der langjährige Gönner Oskar Ermann 2011 verstarb, hinterließ er dem Museum eine erhebliche Summe, dank der im Jahr 2012 schon der Erwerb des Marsmeteoriten Tissint finanziert werden konnte.

Doch auch der Erhalt und Betrieb der neuen Einrichtung ist kostenintensiv, unter anderem muss zusätzlicher Personalaufwand abgedeckt werden. Daher wurde gleichzeitig mit der Einweihung des digitalen Planetariums auch eine Fundraisingkampagne gestartet: Bis zu 1450 "Sternpaten" sollen als Förderer gewonnen werden.

Gegen einen Jahresbeitrag dürfen sich diese mit ihrem Namen auf der Patenwand im Planetariumssaal verewigen und erhalten je nach Beitragshöhe als Stern-, Mond- und Sonnenpaten besondere Vergünstigungen. Für Kinder wird zusätzlich auch eine "Milchstraßenpatenschaft" angeboten.

Die Sternenwand könnte sich rasch füllen, denn bereits jetzt zu Projektstart wurden schon zahlreiche Paten gewonnen, darunter finden sich auch einige prominente Namen von Schauspielern bis zu Moderatoren des ORF. (Michael Vosatka, DER STANDARD, 1.10.2014)