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In Rom sorgten die Fans von ZSKA Moskau zuletzt für Ausschreitungen.

Foto: Reuters/Bianchi

Zum achten Mal muss in der Champions League ein sogenanntes Geisterspiel ausgetragen werden. Bayern München tritt am Dienstag (18 Uhr) bei ZSKA Moskau vor fast leeren Rängen in der 18.000 Zuschauer fassenden Chimki Arena an.

Nur Offizielle und Journalisten dürfen die Begegnung nach Anweisung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) verfolgen. Mit dem Geisterspiel bestraft der Verband den russischen Meister, weil dessen Anhänger zum wiederholten Mal rassistisch ausfällig geworden waren. Kein Einzelfall im Land des WM-Veranstalters 2018.

"Diese dummen Leute kriegst du nicht los"

"Mich erschüttert das immer wieder", sagte der frühere deutsche Nationalspieler Kevin Kuranyi zu den andauernden Problemen in seiner Wahlheimat in der Welt am Sonntag. Kuranyi spielt seit 2010 bei Dynamo Moskau. Es sei "zum Verzweifeln, diese dummen Leute kriegst du nicht los".

Das trifft insbesondere auf ZSKA zu. Weil Fans im Oktober 2013 im CL-Spiel gegen Manchester City den ivorischen Nationalspieler Yaya Touré rassistisch beleidigten, wurde ZSKA für das Duell mit den Bayern am 27. November 2013 mit einer Blocksperre belegt. Am 10. Dezember 2013 im letzten Gruppenspiel bei Viktoria Pilsen wurden die Anhänger erneut auffällig, weshalb die UEFA ZSKA mit einer Platzsperre für das erste Heimspiel 2014/15 belegte.

Schwere Krawalle in Rom

Und der nächste Fall ist bereits anhängig. Zum Auftakt der aktuellen Runde war es am Rande des 1:5 der Moskowiter bei AS Rom zu schweren Krawallen gekommen, das Spiel musste für zwei Minuten unterbrochen werden. Auch Roma-Fans randalierten, obwohl auch sie es besser wissen müssten: Ende 2004 musste ihr Verein bereits zweimal vor leeren Rängen spielen. Das UEFA-Urteil wird für 3. Oktober erwartet.

"Ich bin wütend, es ist immer das Gleiche", sagte Touré im vergangenen Jahr. Deshalb kündigte er mit Blick auf die WM an: "Wenn wir uns nicht sicher fühlen, kommen wir nicht." Dass die WM trotz der Probleme nicht woanders ausgetragen wird, stellte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter damals umgehend klar. "Wir können Rassismus nur im Fußball bekämpfen, nicht das gesellschaftliche Problem lösen", sagte er, kündigte aber härtere Strafen gegen betroffene Klubs an. "Wenn wir das nicht tun, wird es immer so weitergehen", sagte er. Das tut es - trotz aller Bemühungen.

Spieler trat nicht mehr an

Am 22. September trat Dynamo-Spieler Christopher Samba wegen der ständigen Schmähungen nicht mehr zur zweiten Halbzeit gegen Torpedo Moskau an. "Ich will Fußball spielen, nicht Beleidigungen zuhören", sagte er später.

Als Samba noch für Anschi Machatschkala spielte, wurde er mit Bananen beworfen, im August wurde er von Anhängern von Spartak Moskau verhöhnt. Die wiederum waren 2009 dadurch aufgefallen, dass sie Hitler mit einem Hakenkreuzbanner und dem Spruch "Herzlichen Glückwunsch, Opa" zum Geburtstag gratulierten.

Strafe für Beschimpften

Torpedos Präsident Alexander Tukmanow will von den Beleidigungen gegen Samba nichts gehört haben - und wies stattdessen auf eine abfällige Geste Sambas in Richtung Fans hin. Ähnlich war ZSKA vorgegangen, als man Touré der Lüge bezichtigte.

Samba wurde für zwei Spiele gesperrt, Torpedo mit einem Teilausschluss für nur ein Heimspiel und 9400 US-Dollar Strafe belegt. (sid, 29.9.2014)