Wien - Nach vereinzelten Schwächesignalen in den vergangenen Monaten hat sich mit Beginn des Herbstes die österreichische Industriekonjunktur klar abgekühlt. "Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im September auf 47,9 Punkte zurückgegangen. Mit dem Unterschreiten der 50er-Grenze weist der Indikator auf ein Schrumpfen der Industrie im Vergleich zum Vormonat hin.

Damit ist die österreichische Industrie erstmals seit dem Sommer vorigen Jahres klar vom Wachstumskurs abgekommen", erklärt Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Die Wachstumseinbuße der österreichischen Industrie erstaune angesichts der in den vergangenen Monaten immer stärker belastenden geopolitischen Risiken zwar nicht, allerdings überrasche das Ausmaß der aktuellen Verschlechterung. Der EMI verzeichnete nämlich nun den stärksten Rückgang seit rund dreieinhalb Jahren. "Damit sticht die Entwicklung der österreichischen Industrie im europäischen Vergleich negativ heraus", so Bruckbauer.

Ausblick bleibt zurückhaltend

Auch für die kommenden Monate bleibt der Ausblick für die Industriekonjunktur zurückhaltend, erklärten die Experten des Instituts am Montag. Vor allem in einer schwachen Auftragslage zeigt sich die Abkühlung der heimischen Industriekonjunktur. In den vergangenen Monate hatte die Nachfrage aus dem Ausland noch unterstützt, im September entwickelte sich aber laut Bank Austria sowohl die Binnen- als auch die Exportnachfrage rückläufig - mit den stärksten Auftragsverlusten seit knapp zwei Jahren. "Der Mangel an Neuaufträgen veranlasste die heimischen Industriebetriebe, erstmals seit mehr als einem Jahr die Produktionsleistung zurückzufahren", erklärt Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl.

Für die kommenden Monate bleibe der Ausblick für die Industriekonjunktur zurückhaltend, zumal derzeit der Konjunkturerholung in Österreich ein starker Gegenwind entgegen wehe. Neben der Russland/Ukraine-Krise belaste auch die schwächere Nachfrage aus den Schwellenländern, so die Bank Austria. "Trotz der leichten Unterstützung durch den schwächeren Euro dürfte Österreichs Industriekonjunktur daher bis Jahresende kaum an Dynamik gewinnen", fasst Bruckbauer zusammen.

Wirtschaftsklima weiter verschlechtert

Was das Wirtschaftsklima in der EU und in der Eurozone betrifft, so hat sich selbiges im September weiter verschlechtert. In der Währungsunion gab es nach jüngsten Angaben der EU-Kommission vom Montag einen Rückgang des Index gegenüber August von 100,6 auf 99,9 Punkte. Die EU verzeichnete ein Absinken von 104,6 auf 103,6 Punkte. Österreichs Wert verschlechterte sich von 96,5 auf 93,0 Punkte.

Das österreichische Minus von 3,5 Punkten war das drittstärkste nach Finnland mit -5,8 Punkten und Dänemark mit -5,1 Punkten. Den stärksten Aufschwung beim Wirtschaftsklima konnte Malta mit +4,0 Punkten verzeichnen vor Ungarn (+3,7). Dann folgen Slowenien und Portugal (je +1,1), Tschechien (+0,8), Spanien (+0,5), Niederlande (+0,3) und Frankreich (+0,2). Diesen acht Staaten standen gleich 20 mit einem Minus gegenüber.

Auch der Geschäftsklimaindex trübte sich weiter ein. Er ging im September auf 0,07 Punkte zurück, das ist der Tiefstwert seit Oktober des Vorjahres. (red, derStandard.at, 29.9.2014)