So ein Berufsleben fördert immer wieder hochsensible Charaktere zutage - und das nicht nur in Hollywood. Der eine Kollege zum Beispiel beschwert sich bitterlich, dass in der U-Bahn erstmals jemand aufgestanden ist, um ihn niedersetzen zu lassen. Der Mann joggt jede Woche zweimal zehn Kilometer, sieht (altersgemäß) bestens aus und versteht jetzt die Welt nicht mehr. "Wirst du auch schon gesiezt?", fragt er mich mit echter Verzweiflung und was soll ich ihm da antworten? Alter! Seit sicher mehr als zehn Jahren.

Der nächste Kollege beschwert sich auch, darüber, dass der Mobilfunker ungefragt seinen Jugendtarif abgestellt hat. Der Mann hat, wenn schon nicht biblisches Alter, immerhin bald das von Jesus erreicht und könnte auch schon zehn Jahre eigene Kinder haben. Jugendtarif? Hallo!!! Selbst der Staat stellt neuerdings die Kinderbeihilfe mit 24 unerbittlich ein.

Ein bisschen Hollywood

Im neuen Cronenberg "Maps to the Stars", einem Film über die - voyeuristisch betrachtet - herrlich kaputte Hollywood-Maschine, ist jede und jeder über 23 Jahren sowieso "oh my god, sooooo menopausal!!!" - ich brauche das jetzt nicht zu übersetzen. Das ist natürlich schwer übertrieben. Aber, weil wir alle irgendwie ein bisschen Hollywood sein wollen, fürchte ich: Es weist eine Richtung.

Tolle Hände

Ich aber finde: Spätestens, wenn einem der eigene Nachwuchs über den Kopf gewachsen ist - zugegeben, ein höchst eigenartiges Gefühl -, muss man den Tatsachen in die manchmal müden und nicht mehr faltenfreien Augen schauen. "So sehen deine Hände jetzt aus!", sagte der Mann an meiner Seite, als wir uns vor wenigen Jahren erstmals nach Studientagen wieder getroffen haben. Es war zum Glück eine Fest- und keine Infragestellung.

Meine Großmutter ist jetzt 97 - und ihre Hände sehen toll aus. Altersgemäß toll. Meine werden also noch viel schöner werden, in den nächsten 54 Jahren. Nur hochsensibel soll man beim Älterwerden nicht sein. (Mia Eidlhuber, derStandard.at, 28.9.2014)