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Eine F-15E der US Air Force über dem Norden des Irak.

Foto: AP Photo/U.S. Air Force, Matthew Bruch)

Washington - Die USA müssen nach Einschätzung ihrer Militärführung mehr moderate syrische Rebellen für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ausbilden als bisher geplant. Um die IS-Extremisten aus ihren Hochburgen im Norden und Osten Syriens verdrängen zu können, sei der Einsatz von 12.000 bis 15.000 Oppositionskämpfern notwendig, sagte Generalstabschef Martin Dempsey am Freitag in Washington.

Der US-Kongress hatte in der vergangenen Woche genehmigt, 5.000 syrische Kräfte auszubilden und auszurüsten. "5.000 waren nie der Endstatus", sagte Dempsey. Er bekräftigte, dass die laufenden Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten allein nicht ausreichten. "Die Kampagne gegen den IS in Syrien muss eine Komponente am Boden haben. Und wir glauben, dass der Weg dahin über die syrische Opposition läuft."

Weitere Beteiligte im Kampf gegen IS

Mit Großbritannien, Belgien und Dänemark setzen drei weitere europäische Staaten Kampfflugzeuge gegen die Extremisten im Irak ein. Der IS sei "eine klare und erwiesene Bedrohung für das Leben von Briten", sagte Premierminister David Cameron am Freitag. Der Militäreinsatz werde "eher Jahre als Monate" dauern.

Das Unterhaus in London gab der Regierung am Freitag mit 524 zu 43 Stimmen grünes Licht für den Militäreinsatz und schon am Samstag sind zwei bewaffnete Kampfflugzeuge des Typs Tornado am Morgen von einem britischen Fliegerhorst auf Zypern in Richtung Irak gestartet, bestätigte das Verteidigungsministerium am Samstag in London.

Das Mandat schließt den Einsatz von Bodentruppen aus. Ausgeklammert ist ebenso eine Beteiligung an Luftschlägen in Syrien. Verteidigungsminister Michael Fallon betonte, es sei "keine unmittelbare Serie von Angriffen" zu erwarten. Es gelte zunächst, die sich bewegenden Ziele im Irak zu identifizieren. Sobald das geschehen ist könnten die Flugzeuge Angriffe fliegen, teilte das Ministerium mit.

Dänemark werde sieben F16-Kampfflugzeuge zur Verfügung stellen, wie Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt am Freitag sagte. Außerdem sollen dänische Soldaten im Irak helfen, Iraker und Kurden zu beraten und für den Kampf auszubilden. Der Einsatz sei zunächst auf ein Jahr begrenzt. Belgien entsendet sechs F-16 für Luftangriffe im Irak. Die Maschinen sollen in Jordanien stationiert werden. Der Einsatz sei auf einen Monat begrenzt, könne verlängert werden, berichtete die Nachrichtenagentur Belga.

US-Luftwaffe weitet Angriffe aus

Die US-Luftwaffe hat in der Nacht zum Samstag erneut Stellungen der Jihadistenorganisation IS in Syrien angegriffen. Die Kampfjets seien nahezu ununterbrochen im Einsatz, sagte ein ranghoher Vertreter des US-Verteidigungsministeriums in Washington. Nach Angaben von Aktivisten bombardierten die USA und ihre Verbündeten am Samstag erstmals Ziele in der Provinz Homs.

Washington nannte keine Details zu den Zielen der Angriffe oder den daran beteiligten Staaten. Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte weitete die US-geführte Militärallianz ihren Kampf gegen den IS auf die zentrale Provinz Homs aus. "Die US-arabische Koalition hat erstmals Stellungen des IS in der östlichen Wüste der Homs-Provinz attackiert", sagte der Chef der in Großbritannien beheimateten Nichtregierungsorganisation, Rami Abdel Rahman.

Auch Ziele in der Provinz Aleppo sowie die Stadt Raqqa, in der die Extremisten ihr Hauptquartier haben, seien angegriffen worden. Auch rund um die Stadt Tabka, wo IS-Kämpfer einen Luftwaffenstützpunkt besetzt halten, waren demnach Explosionen zu hören.

Islamisten aus dem Westen

Nach Angaben des irakischen Präsidenten Fuad Masum kämpfen in den Reihen der Terrormiliz Tausende Islamisten aus westlichen Ländern. "Der Konflikt zieht Extremisten aus der ganzen Welt an. Neu ist, dass Tausende mit europäischer oder amerikanischer Staatsbürgerschaft dabei sind", sagte Masum am Freitag vor der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York, deren Reden auch am dritten Tag in Folge vom Kampf gegen die IS dominiert wurden. Deshalb sei es wichtig, dass sich auch andere Länder an der Abwehr beteiligten. "Diese Unterstützung zeigt unserem Volk, dass wir nicht allein gegen den Terror kämpfen. Es ist ein Kampf zum Schutz der ganzen Welt."

Iraks Präsident Masum verurteilte die IS. "Sie regieren mit Hass und Rassismus und greifen unschuldige Zivilisten an. Der IS ist eine abscheuliche terroristische Organisation", sagte Masum. "Vertreibungen, Völkermord, unaussprechliches Leid gegen alle Regeln der Menschlichkeit, das ist ihr Alltag. Sie zerstören Wohnhäuser, Gebäude für die Andacht und historische Monumente. Und diese terroristische Organisation hat großen finanziellen Rückhalt."

Regierung einbinden

Russlands Außenminister Sergej Lawrow forderte die Einbindung der syrischen Regierung in den Kampf gegen die IS. Alle Beteiligten "sollten im selben Team spielen", sagte Lawrow, dessen Rede bei der Generaldebatte für Samstag erwartet wurde, vor Journalisten in New York. "Die syrische Regierung von dem andauernden Kampf auszuschließen (...) verletzt nicht nur internationales Recht, sondern untergräbt auch die Effizienz der Anstrengungen."

Russland sei nicht Teil einer von den USA angeführten Koalition gegen die IS, sagte Lawrow. Russland kämpfe "ständig" gegen Terrorismus, nicht nur wenn "jemand eine Koalition ankündigt".

US-Geheimdienste glauben den maskierten IS-Terroristen identifiziert zu haben, der die beiden Journalisten James Foley und Steven Sotloff in Syrien enthauptet hat. Dazu hätten die Geheimdienste Spracherkennungsprogramme, Aufnahmen sowie Daten westlicher Bürger benutzt, die sich der IS-Terrormiliz angeschlossen haben sollen, berichtete die "New York Times".

Türkei zieht Teilnahme an Sicherheitszone in Betracht

Nachdem das Vorrücken des IS in Syrien zu einer Flüchtlingswelle in die Türkei geführt hat, könnte sich das türkische Militär Präsident Recep Tayyip Erdogan zufolge am Aufbau einer Sicherheitszone zu Syrien beteiligen. Sollte es ein internationales Abkommen für einen solchen Bereich für Flüchtlinge geben, könnte auch die Türkei ihren Beitrag leisten, sagte Erdogan in einem Interview der Zeitung "Hürriyet" am Samstag.

Bisher hat Erdogan der von den USA geführten Allianz die nötige Unterstützung im Kampf gegen den IS zwar zugesagt, Details aber offengelassen. "Bei der Verteilung der Verantwortlichkeiten hat jedes Land seine Pflicht", sagte Erdogan. "Was auch immer die Rolle der Türkei ist, die Türkei wird sie übernehmen."

Luftangriffe alleine reichten nicht aus, sagte Erdogan weiter. Ohne Bodentruppen gebe es keine dauerhafte Lösung. Nach Angaben von Menschenrechtlern haben Kampfflugzeuge am Samstag erneute Angriffe auf den IS geflogen. (APA/red, derStandard.at, 27.9.2014)