Kürzlich wurde das Red-Bull-Headquarter mit einer Skulptur von Jos Pirkner eröffnet. Geld spielt keine Rolle. Doch auch ohne Alles-ist-möglich-Allüren kann man sich von dem Projekt eine Scheibe abschneiden.

Eigentlich hätten "Die Bullen von Fuschl", so der offizielle Titel, im Mai präsentiert werden sollen. Das Wetter war jedoch wenig beflügelnd, und so wurde der Startschuss der 14 galoppierenden Huftiere auf Herbst verschoben.

Foto: Skarwan / Red Bull

Vor einer Woche wurde Jos Pirkners gigantische Bronzeskulptur, die sich sehr eindeutig an der Marke Red Bull orientiert und nur wenig künstlerischen Interpretationsspielraum offenlässt, mit Adabei und Glanz und Glorie eröffnet.

"Im Laufe der Zeit habe ich immer mehr Pirkners Gefühl für Architektur geschätzt, für den Umgang mit Landschaft, Skulptur und Malerei", sagt Hausherr Dietrich Mateschitz. "Seine Idee, die Identität eines Unternehmens nur auf künstlerische Weise auszudrücken, ohne Logo, ohne jeglichen Hinweis auf den Namen der Marke, passte perfekt zu meinen Vorstellungen. Daraus hat sich dieses gesamtheitliche Bild der Red Bull World in Fuschl ergeben."

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Vor mehr als zehn Jahren begann die Arbeit des Osttiroler Bildhauers Jos Pirkner an dem, was in Fuschl heute gerne als "Gesamtkunstwerk" bezeichnet wird.

Der Eindruck von der Straße aus ist dramatisch. 2005 wurde der Hauptbau fertiggestellt, der aus zwei ineinandergeschobenen stilisierten Vulkanen besteht, die wiederum von einem künstlichen Vulkansee umgeben sind. "Die Architektur der Vulkane ist eine Allegorie der Kraft", steht in großen Lettern auf Pirkners Glastüre, denn neben seinem Atelier in Tristach bei Lienz hat er hier sein eigenes kleines Bullenbüro.

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2008 wurde die zweite Bauphase in Form von ein paar konzentrisch angeordneten, zweigeschoßigen Glas-Croissants beendet. Große Raumhöhe, tolles Ambiente, keine Frage. Hier ist der Großteil der Verwaltungsmannschaft beheimatet. Doch damit sind die räumlichen Ressourcen in Fuschl am See ausgeschöpft. Alle weiteren Bauaktivitäten werden sich nun auf das Areal der ehemaligen Rainerkaserne in Elsbethen bei Salzburg konzentrieren. Der Fuschler Bürgermeister Franz Vogl (VP) möchte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.

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Mit den Bronzebullen ist Pirkners Werk komplett. "Ist doch großartig geworden, nicht wahr? Die Bullen galoppieren durch die Fassade und sind nun untrennbar mit dem Gebäude verbunden", sagt er. Als thermische Trennung habe man Weißglas verwendet, damit der optische Unterschied zwischen drinnen und draußen auf ein Minimum reduziert wird. An einer Stelle wird die 22 Meter lange Skulptur im Innenraum von einem Steg durchbrochen. "Da geht man mitten durchs Kunstwerk. Wo kann man das schon?"

Foto: Skarwan / Red Bull

Gerne spricht man über Details und über räumliche Metaphern wie etwa jene, dass Mateschitz, wenn er im Vulkan weilt, sich am liebsten oben im Vulkankrater aufhalte. "Da, wo die Energie am größten ist." Nicht nur die räumliche Power ist beeindruckend. Auch die handwerkliche Qualität besticht durch nicht ganz Alltägliches: radial zugeschnittene Steinfliesen, gekrümmte Glasscheiben, wohin man blickt, speziell gefertigte Türgriffe nach Entwurf des Künstlers. "Ich habe jedes architektonische Detail selbst gezeichnet", so Pirkner.

Foto: Skarwan / Red Bull

Woran sich Bauherren und Planer ein Scheibchen abschneiden können, ist Pirkners Händchen für Raum, genauer gesagt für Transparenz und Geschlossenheit. Das gesamte Gebäude, Magma hin oder her, besticht durch Offenheit und Blickbezüge zwischen innen und außen. Die einzigen Räume aber, in die man kaum Einblick hat, außer man ist bereits zweimal ums Eck gebogen, sind die Einzel- und Gruppenbüros der Mitarbeiter. Von einem Großraumbüro mit verglasten Zellen ist man in der Red Bull World weit entfernt.

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Genauso weit übrigens wie von konkreten Zahlen. Der Konzern, der heuer in 166 Ländern 5,4 Milliarden Dosen Gummibärli-Wasser verkauft, hüllt sich gern in Schweigen. Mit 6,2 Milliarden Dollar ist Red Bull laut Brand Finance die weltweit drittwertvollste Getränkemarke nach Coca-Cola und Pepsi. Wie viel man davon für das heiße Headquarter ausgegeben hat? "Es geht nicht um absolute Zahlen", so ein Sprecher. "Es geht immer nur um Relationen." (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 27.9.2014)

Interview

Jos Pirkner: "Es gibt keine Budgetvorgabe"

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