Kabul - Bei einer Taliban-Offensive in der ostafghanischen Provinz Ghazni sind binnen einer Woche mindestens 80 Menschen getötet worden. Bei den Opfern handle es sich sowohl um Zivilisten als auch um Soldaten, die Angreifer hätten mehrere Dörfer attackiert, erklärte am Freitag der Vizegouverneur der Provinz Mohammad Ali Ahmadi.

"In vier Dörfern haben die Aufständischen insgesamt zwölf Zivilisten geköpft", fügte der Politiker hinzu. "Wir haben noch keine detaillierte Bilanz, aber wir schätzen, dass 80 bis 100 Personen im Lauf der vergangenen Woche durch die Offensive ums Leben kamen." Über Tote Taliban war zunächst nichts bekannt.

Aus dem Innenministerium in Kabul hieß es am Freitag, die Kämpfe hätten sich zuletzt auf den Bezirk Ajristan verlagert, mehr als 600 Taliban hätten dort am Donnerstag Polizeiposten angegriffen. Die Gefechte würden andauern. "Die Situation in der Provinz ist wirklich kritisch", fügte Ahmadi hinzu. Allerdings hätten afghanische Sicherheitskräfte mithilfe der NATO mit Luftangriffen in dem Distrikt begonnen. "Wir sind sehr hoffnungsvoll, dass wir den Distrikt zurückbekommen." Sollte der Bezirk an die Taliban fallen, drohten weitere Gebietsverluste.

Die Taliban haben angekündigt, ihren Kampf auch gegen die künftige afghanische Regierung fortzusetzen. Der neue Präsident Ashraf Ghani wird an diesem Montag vereidigt. Er folgt Hamid Karzai nach, der Afghanistan seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001 regiert.

Ghani und sein Hauptkonkurrent, der frühere Außenminister Abdullah Abdullah, hatten monatelang um den Sieg bei der Präsidentschaftswahl gestritten. Dies hatte das Land in ein gefährliches Machtvakuum gestürzt. Nachdem die Wahlkommission Ghani vor wenigen Tagen offiziell zum Gewinner erklärt hatte, einigten sich die beiden auf die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Wie die Wahlkommission am Freitag mitteilte, konnte Ghani insgesamt 55,27 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. (APA, 26.9.2014)