Das digitale Planetarium fügt sich trotz seiner Größe in die klassische Architektur des Gebäudes ein. Modernste Präsentationstechnik begegnet im Naturhistorischen Museum...

Foto: NHM Wien/Kurt Kracher

...ihren Pendants aus längst vergangenen Tagen, wie hier eine Copernicanische Planetenmaschine Kaiser Franz I. aus dem Jahr 1761.

Foto: Michael Vosatka

Das neue Planetarium ermöglicht virtuelle Reisen durch Sonnensystem, Galaxie und Weltall ebenso ...

Foto: NHM Wien/Kurt Kracher

... wie solche durch die Zeit - zum Bespiel ins Erdmittelalter.

Foto: NHM Wien/Kurt Kracher

Sein 125-jähriges Bestehen feiert das Naturhistorische Museum in Wien mit einem Tag der offenen Tür und einer ganz besonderen Neueröffnung:

Am Sonntag (28.9.) nimmt das neue digitale Planetarium seinen Betrieb auf. Zwei Projektoren erlauben es, hochauflösende Simulationen des Nachthimmels auf die Innenkuppel zu zaubern. Zusätzlich zum klassischen astronomischen Programm eines Planetariums werden diverse Dokumentarfilme aus naturwissenschaftlichen Themenbereichen gezeigt.

Ein dreiviertel Jahr Bauzeit war nötig, um die halbkugelförmige Kuppel mit einem Innendurchmesser von 8,5 Metern zu errichten. Die Innenkonstruktion besteht aus nahtlos verlegten Paneelen, die für die Schall- und Luftdurchlässigkeit fein perforiert sind. Nach außen hin ist die Kuppel jedoch schallisoliert, da der Pegel im Inneren bis zu 110 dB erreichen kann.

Aus klimatischen Gründen werden die Wände der Kuppel mit Kühlleitungen gekühlt. Der Einbau der insgesamt 27 Tonnen schweren Konstruktion stellte die Planer vor besondere Herausforderungen. Um den Auflagen des Denkmalschutzes gerecht zu werden, wurden keine Eingriffe in die Bausubstanz vorgenommen, die Anlage ist daher demontierbar.

Die Kosten von rund 1,5 Millionen Euro wurden zum Großteil durch eine Erbschaft abgedeckt. Der 2011 verstorbene Gönner Oskar Ermann hatte mit seiner Hinterlassenschaft zuletzt auch schon den Ankauf des Marsmeteoriten Tissint für die Meteoritensammlung ermöglicht.

Zweckbau als Gesamtkunstwerk

Pünktlich zum Geburtstag publiziert das Museum nun auch einen Band, der sich mit der Baugeschichte und Architektur des Hauses befasst.

1889 wurde der Prachtbau am Ring von Kaiser Franz Joseph eröffnet. Die Ursprünge der Sammlung reichen jedoch viel weiter zurück und gründen auf den Erwerbungen von Franz Stephan von Lothringen, dem Ehemann Maria Theresias. Die innenarchitektonische Ausstattung des Hauses ist in einzigartiger Weise auf die präsentierten Objekte ausgerichtet, Gemälde und Plastiken thematisch auf die Zweckwidmung der Säle abgestimmt. In der neuen Publikation wird dieses künstlerische Gesamtkonzept erstmals umfassend dokumentiert.

Künstlerisch feiert sich das Museum zum Jubiläum auch selbst: Der Experimentalfilm "natural history" des US-Amerikaners James Benning ist in den Speichern, Büros und Gängen des Museums wird bis 26.10. gezeigt und ist dann auf der Viennale zu sehen.

Und mit der Klanginstallation "Sonar Impact" lassen die Schweizer Musikkünstler Paul Giger und Andres Bosshard bis Ende Oktober einen "Klangkometen" mit Violinenbegleitung aus der oberen Kuppelhalle herab in der Eingangshalle "aufschlagen". (Michael Vosatka, derStandard.at, 27.9.2014)

Betrieb und Erhalt des Planetariums möchte das NHM zum Teil mit Förderbeiträgen finanzieren. Bis zu 1450 Sternpaten können sich dabei an der Wand des Planetarium-Saales verewigen. Stern-, Mond- oder gar Sonnenpatenschaft können unter nhm-sternpatenschaft.at beantragt werden.
Foto: Michael Vosatka