Freetown/Conakry/Monrovia - Die Behandlung von Ebola-Kranken mit Blutprodukten genesener Patienten könnte laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine vielversprechende Therapie sein. Man verzeichne derzeit ein wachsendes Interesse an solchen Methoden, teilte die WHO am Freitag mit. Eine Wirkung ist aber bisher nicht belegt, die Methode in den armen Ländern Afrikas nicht praktikabel.

Die Therapie beruht darauf, dass sich im Blut von Überlebenden spezielle Antikörper befinden, die Erkrankten helfen könnten. Bisher sei die Zahl der Behandlungen aber zu gering, um fundierte Aussagen über die Wirksamkeit solcher Therapien zu treffen. Allerdings wurden zwei amerikanische Ärzte, die sich in Liberia infiziert hatten, mit dem Blut genesener Patienten behandelt und sind inzwischen gesund. Ob das an der speziellen Behandlung, an Medikamenten oder an der guten medizinischen Versorgung in den USA lag, kann laut WHO jedoch nicht eindeutig bestimmt werden.

Keine breite Umsetzung in Afrika möglich

Angesichts des schlechten Zustands der Gesundheitssysteme in Guinea, Liberia und Sierra Leone könne die Strategie in diesen Ländern aber nicht breit umgesetzt werden, hieß es. Dazu würde es eines etablierten, sicheren Systems für Blut- und Plasmaspenden bedürfen. Genau das existiert in diesen Staaten aber nicht. Deswegen stehe man in Gesprächen mit Gesundheitsbehörden, welche Personengruppen zunächst Zugang zu solchen Behandlungen erhalten sollten, erklärte die WHO. Bisher sind bei der aktuellen Ebola-Epidemie nach WHO-Angaben mehr als 2.900 Menschen gestorben. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher liegen.

Experten fordern dringend mehr Hilfe

Experten aus 16 europäischen Ländern forderten am Freitag dringend mehr Hilfe für die von der Epidemie betroffenen Länder Westafrikas. Die europäischen Staaten müssten medizinisches Personal, mobile Labors, Schutzkleidung, Desinfektionsmittel und Geräte wie Stromgeneratoren schicken, schrieben die 44 Gesundheitsexperten in einem im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichten Brief. "Nach Monaten der Untätigkeit und der Vernachlässigung durch die internationale Gemeinschaft ist die Ebola-Epidemie in Westafrika vollkommen außer Kontrolle geraten", hieß es darin. Das Virus bedrohe nicht mehr nur Westafrika, sondern die ganze Welt.

SOS-Kinderdorf-Krankenschwester gestorben

Eine Krankenschwester einer SOS-Kinderdorf-Klinik in Liberia ist unterdessen an Ebola gestorben. Das Krankenhaus in Monrovia musste daraufhin neun Tage schließen. Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer vom Freitag ist es die größte verbliebene 24-Stunden-Klinik der liberianischen Hauptstadt.

Die liberianische Krankenschwester hatte sich bei der Behandlung ihres Schwagers außerhalb der Klinik mit dem Virus angesteckt und war zwei Wochen nach dem Verwandten ebenfalls gestorben, hieß es am Sitz der SOS-Kinderdörfer in München. Fünf Mitarbeiter, die mit der Frau Kontakt hatten, stünden unter Beobachtung. Mit Patienten sei sie nach der Infektion nicht mehr zusammengekommen.

Viele sterben an Malaria oder Blinddarmdurchbrüchen

In der Klinik, die mittlerweile wieder geöffnet sei, werden pro Woche bis zu 1.000 Patienten behandelt, die meisten von ihnen ambulant. Quendi Appleton, eine Krankenschwester der Klinik, sagte: "Viele Menschen sterben derzeit an Malaria oder Blinddarmdurchbrüchen, da so viele Krankenhäuser in Monrovia geschlossen sind."

Vor wenigen Wochen war bereits eine SOS-Mutter in Liberia an den Folgen des Ebola-Fiebers gestorben. Sie hatte sich bei einem Besuch ihrer leiblichen Tochter infiziert. Gefahr für die Kinder im SOS-Kinderdorf Monrovia bestehe nicht, da die Frau nach der Ansteckung nicht mehr dorthin zurückgekehrt sei. (APA, 26.9.2014)