Ello versucht es ohne Werbung und bietet auch die Möglichkeit, das eigene Profil von der internen Nutzungsanalyse auszunehmen.

Foto: Ello (via Techcrunch)

Im März machte die Nachricht über ein neues Social Network die Runde. Ello heißt die junge Plattform, die in etwa das Konzept eines "Anti-Facebook" verfolgt. Die Betreiber wollen ihre Nutzer weder mit Werbung monetarisieren, noch sie zur Verwendung ihres Realnamens verpflichten. "Du bist kein Produkt", heißt es im "Manifest".

Seitdem war nicht viel von dem Netzwerk, das lange eine reine Privatcommunity für einige Künstler war, zu hören. Bis in den vergangenen Tagen, so berichtet Techcrunch, die Aktivität durch einen Ansturm zahlreicher neuer User spürbar zunahm.

Eingeschränkter Umfang

Das scheint auf den ersten Blick merkwürdig, verfügt Ello doch aktuell nur über einen recht eingeschränkten Umfang an Funktionen und ist vorerst auch nur per Einladung zugänglich. Auch diverse Privatsphäreeinstellungen fehlen noch, darunter die Möglichkeit, andere User zu blockieren. Man arbeite daran, heißt es dazu von Ello, und auch an Apps für mobile Endgeräte.

Facebook-Streit mit LGBT-Community treibt Nutzer zu Ello

Die Schar an neuen Mitgliedern könnte teilweise mit Facebooks Konflikt mit der LGBT-Community zu tun haben. Der Konzern, der seine User zur Verwendung ihres Realnamens verpflichtet, hat unter anderem die Accounts einiger Drag-Künstler gesperrt, die anstelle dessen ihren Künstlernamen verwendet hatten.

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"Pornofreundlich"

In diesem Kontext hatte auch die bekannte Drag Queen Ru Paul an ihre 540.000 Follower positiv über Ello getwittert. Erst kürzlich hat Mitgründer Paul Budnitz erneut betont, dass Ello sowohl werbefrei als auch "pornofreundlich bleibe". Die Nutzerzahl würde sich momentan alle drei bis vier Tage verdoppeln.

Finanzierungsfrage

Unklar ist, wie sich Ello künftig finanzieren soll, am wahrscheinlichsten dürften wohl kostenpflichtige Premiumfunktionen sein. Der Werbeverzicht soll es möglich machen, neue Funktionen primär für den Nutzer zu gestalten, so Budnitz. Man verkaufe auch keine Nutzerdaten und biete Mitgliedern sogar die Möglichkeit, sich von der für interne Zwecke erfolgenden Analyse der Seitennutzung auszunehmen.

Aussicht

Damit könnte Ello auf Dauer zumindest in kleinem Rahmen erfolgreich sein. Dass es langfristig eine Gefahr für Facebook darstellt, darf eher bezweifelt werden. Selbst IT-Riese Google konnte dem Platzhirschen bislang mit seinem eigenen Netzwerk Google+ nichts anhaben. Das vor einigen Jahren gehypte, dezentrale Social Network Diaspora blieb ebenfalls weitestgehend erfolglos. (gpi, derStandard.at, 26.09.2014)