Berlin.

Foto: Screenshot/zdf.de

Berlin ist 23, ihre türkischstämmigen Eltern haben sie nach ihrer Geburtsstadt benannt. Die Filmemacherin Antonia Lerch hat sie 1996 für ihre Doku "Vor der Hochzeit" porträtiert. 17 Jahre später hat Lerch nochmal bei Berlin, ihren Geschwistern, Freunden und Freundinnen vorbeigeschaut und "Nach der Hochzeit" gedreht, beide Dokus zeigte ZDF Kultur am Mittwochabend.

Das Thema Hochzeit dient nur als Anker für einiges, was die zweite Generation damals und heute beschäftigt. Das Schneckentempo des Films von 1996 ist für die den Second-Third-Fifth-Screens Zugeneigten erst mal eine Geduldsprobe. Die Diskussionen zwischen den Anfang Zwanzigjährigen, die Lerch als stille Zuschauerin filmt, dauern, solange sie eben dauern. Und so lotet Berlin mit einem Kollegen (sie arbeiten in einer Notaufnahme!) die Grenzen der Autonomie in einer Ehe aus, oder ihr Bruder analysiert mit Sportskollegen in der Umkleidekabine das Packerl, das ihnen ihre deutschen oder türkischen Eltern - mehr oder weniger religiös - mitgegeben haben. Sie bewegt, die Szene aus den 90ern, in der die Burschen aufgeregt, aber aneinander interessiert über die Glaubwürdigkeit der moralischen Marker ihrer Religion disputieren.

17 Jahre später zeigt sich Nach der Hochzeit schon ungeduldiger. Gesprächspausen wurden rausgeschnitten, die Dialoge wirken straffer. Doch die Themen sind haargenau dieselben. Wir erfahren nicht, wen Berlin damals geheiratet hat. Nur dass die Ehe gescheitert ist. Und noch immer reden sie davon, wie es aussehen kann, das gelungene Leben. Eine aufregende Liebesgeschichte bahnt sich bei Berlin gerade an. Nach der Hochzeit ist vor der Hochzeit. (Beate Hausbichler, DER STANDARD, 26.9.2014)