Eingriffe in die direkte Wohnumgebung gehen selten ohne Emotionen über die Bühne. Sei es die Errichtung eines Fahrstuhls, die Aufstockung eines Hauses oder der Bau eines Turmes, der plötzlich die Sicht verstellt. Anrainer wehren sich oft lautstark gegen geplante Baumaßnahmen. Petitionen werden gestartet, Nachbarn mobilisiert, die Politik eingeschaltet. Wenn historische Bausubstanz im Spiel ist, wird an den Denkmalschutz erinnert. Kulturelles Bauerbe zerstören - das geht gar nicht.

Der Instanzenweg zieht sich über Monate, wenn nicht Jahre. Viele Betroffene klammern sich ans Denkmalamt. Fällt das Gutachten positiv oder negativ aus? Entspricht das Ergebnis nicht den Vorstellungen, wird der Vorwurf der Willkür erhoben - zum Teil zu Recht. Das Bundesdenkmalamt befindet sich in einer schwierigen Lage. Einerseits gilt es Denkmäler zu bewahren, andererseits ist man von privaten Investoren abhängig, denn irgendwer muss die Kosten für Sanierung und Instandhaltung ja auch übernehmen.

Mehr Transparenz wäre bei den Verfahren angebracht, damit der Verdacht der Willkür entkräftet werden kann. Entscheidungen, die nicht nachvollziehbar sind, haben automatisch einen negativen Beigeschmack, den es auszuräumen gilt. Solange finanzielle Mittel, die dem Denkmalschutz zur Verfügung stehen, begrenzt sind, wird es kaum andere Möglichkeiten geben. Schade eigentlich, denn was täte der Tourismus ohne die vielen historischen Bauten? (Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 26.9.2014)