Eine Berufsausbildung, nach der bis zu zwei Drittel der Absolventinnen nicht in den erlernten Beruf einsteigen, sondern nach der (Berufs-)Matura lieber weiterstudieren, hat ein Problem. Mit einer Schule, die von der eigenen Berufsgruppe am liebsten abgeschafft würde, läuft etwas falsch. Eine Regierung aber, die darauf nur mit billigen Kompetenzausreden und finanziellen Killerargumenten reagiert, betreibt schlicht Arbeitsverweigerung.

Sie hat nicht verstanden, in welch prekäre Lage die Kindergartenpädagoginnen und die Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (Bakip) mittlerweile gedrängt wurden - in ein gesellschaftspolitisch hochriskantes Abseits. Laut OECD-Vergleich begnügt sich nur noch die Slowakei auch mit Fachschulniveau für ihr Kindergartenpersonal.

Einer der wichtigsten pädagogischen Berufe - es geht um die erste Bildungsinstitution für Kinder - wird systematisch so vernachlässigt, dass ihm langsam die Pädagoginnen ausgehen - oder davonrennen. Pädagogen finden sich ohnehin kaum im Kindergarten, nicht zuletzt aufgrund der schlechten Bezahlung. Das Geldargument gegen die Akademisierung ist übrigens das schändlichste. Für die Frauen im Beruf reicht's, aber für Männer müsste es mehr sein?!

Dass ausgerechnet die Familienministerin, die eigentlich die Anliegen der Familien und Kinder vertreten sollte, gegen die akademische Ausbildung derer ist, die mit den Kindern arbeiten, ist ein Eigentor der Sonderklasse. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 26.9.2014)