Wien - Donnerstagvormittag hat in der Wirtschaftskammer in Wien das große Feilschen um die Metaller-Kollektivverträge begonnen, das die Herbstlohnrunde einläutet. Für die Gewerkschaften haben die Abschlüsse der sechs Metaller-Industrieverbände Vorbildcharakter bei allen anderen Branchen, die Arbeitgeber sehen das nicht so.

Hintergrund ist, dass die rund 180.000 Mitarbeiter der Metallindustrie stark gewerkschaftlich organisiert sind und traditionell etwas höher abschließen als andere Branchen. Im Vorjahr gab es ein Gehaltsplus von im Schnitt 2,8 Prozent, der Mindestlohn wurde mit 1.688 Euro festgelegt. Kurz nach den Metallern beginnen traditionell die Lohnverhandlungen für die rund 500.000 Handelsangestellten. Allerdings gab es hier im Vorjahr einen Doppelabschluss, daher haben die Verhandler heuer frei.

Forderung nach Freizeitoption

Die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA brachten die Forderung nach einer Freizeitoption mit. Diese sieht vor, dass die Beschäftigten auf die Ist-Lohnerhöhung verzichten und dafür mehr Freizeit erhalten. Nötig ist dafür eine Betriebsvereinbarung, die Option basiert auf gegenseitiger Freiwilligkeit. In der Elektro- und Elektronikindustrie gibt es dieses Modell bereits seit zwei Jahren. Laut den Gewerkschaften ist das Interesse der Arbeitnehmer groß, insbesondere bei Jüngeren.

Bei einer Ist-Lohnerhöhung von 2,8 Prozent wie im Vorjahr entspricht das 4,67 Stunden mehr Freizeit im Monat, also rund eineinhalb Wochen mehr Urlaub im Jahr.

Christian Knill, Obmann des Fachverbands der Maschinen- und Metallwarenindustrie, kann diesem Modell eher wenig abgewinnen, ausschließen wollte er es im Gespräch mit Journalisten aber nicht. Die Freizeitoption sei mit den Erfordernissen von Schichtbetrieben nur schwer umsetzbar, argumentiert er. Karl Proyer, Chefverhandler der GPA, betonte hingegen, dass es keine Verhandlungslösung ohne Freizeitoption geben werde.

Zähe Gespräche

Wie schon die beiden Jahre zuvor verhandeln die sechs Metallindustrie-Fachverbände getrennt, sehr zum Ärger der Gewerkschaften. Sie wollen sich nicht auseinanderdividieren lassen und auch heuer wieder idente Abschlüsse für alle sechs Verbände herausschlagen. Im Vorjahr waren fünf Verhandlungsrunden notwendig, auch heuer deutet alles auf sehr zähe Gespräche hin.

Der größte Fachverband, die Maschinen- und Metallwarenindustrie, hat schon zu Wochenbeginn Wehklagen über die schlechte Auftragslage angestimmt. "Die Kennzahlen zeigen alle nach unten. Wir haben eine Strukturproblem und immer mehr Lecks in unserem Industrieschiff", erklärten die Arbeitgeber. Reaktion der Gewerkschaften: Die Branche habe gut verdient, davon müssten auch die Mitarbeiter etwas merken.

859 Kollektivverträge

In Österreich gibt es 859 Kollektivverträge, 450 davon werden jährlich verhandelt. Rund 98 Prozent der unselbstständig Beschäftigten sind von KVs erfasst. Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt in Österreich bei eine Vollzeitbeschäftigung bei 30.088 Euro netto. Arbeiter bekommen im Schnitt am wenigsten, ihr Netto-Jahreseinkommen liegt bei 22.041 Euro. Am meisten verdienen Beamte mit 36.950 Euro. (APA, 25.9.2014)