Vor allem Patienten mit komplexen Erkrankungen profitieren, wenn die behandelnden Ärzte seltener Schicht wechseln.

Foto: istockphoto.com/fstop123

Der Diskussion um überlange Arbeitszeiten von Spitalsärzten ist um eine interessante Facette reicher: So zeigt eine US-Studie am Beispiel der Chirurgie, dass die Qualität der Facharztausbildung bei kürzeren Schichten abnimmt und auch die Versorgung der Patienten leiden kann. Die in den "Annals of Surgery" veröffentlichte Untersuchung basiert auf der Auswertung von 135 Fachartikeln. Sie legt dar, dass eine Verkürzung der Arbeitszeit weder automatisch der ärztlichen Weiterbildung noch den Patienten zu Gute kommt.

Der Grund: Durch den häufigeren Schichtwechsel der behandelnden Ärztinnen und Ärzte bei kürzeren Arbeitszeiten kommt es leicht zu einem Informationsverlust an den Schnittstellen. Das bringe laut der Studie speziell bei Patienten mit komplexen Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für gefährliche Komplikationen mit sich.

Qualifikation profitiert nicht automatisch

Auch das fachliche und handwerkliche Wissen von Jungärztinnen und -ärzten profitiert laut der Untersuchung nicht per se von kürzeren Diensten: So würden Assistenzärzte mit einer maximalen Einsatzdauer von 16 Stunden am Stück in Facharztprüfungen teilweise sogar schlechter abschneiden als Kollegen, die mehr Stunden am Stück arbeiten müssen.

Arbeitszeiten von 60 bis 80 Stunden pro Woche sind für Klinikärzte keine Seltenheit – die damit einhergehende Müdigkeit nach einem intensiven Dienst kann man sich ausmalen. Auch hier hält die Studie jedoch ein interessantes Detail bereit. So würden kürzere Schichten nur bedingt etwas an der spontanen Erschöpfung der Ärzte ändern: In Umfragen gaben mehr als die Hälfte der Teilnehmer an, dass sie sich ebenso übermüdet fühlen, wenn sie kürzere Schichten arbeiten. (red, derStandard.at, 22.9.2014)