Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) bleibt bei ihrem Nein zu einer Akademisierung der Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen. Ihr Parteikollege Harald Mahrer, neuer Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft, hat sich am Montag im Standard-Interview dafür ausgesprochen, die Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen auf eine akademische Ebene zu heben. Das "würde zeigen, dass wir das besonders wertschätzen".

Wenig Freude im Familienressort

Für Karmasin, die den Vorschlag schon mehrmals abgelehnt hat, ist das nur für die "Managementebene und zur Vertiefung" vorstellbar. Die bestehenden Bakips (Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik) und Colleges würden bereits eine "sehr kompetente und gute Ausbildung" bieten. Auch einer einheitlichen Bundeskompetenz für den elementarpädagogischen Bereich kann Karmasin nicht viel abgewinnen.

Neos und Grüne sehen das anders. "Es ist sehr erfreulich, dass zumindest ÖVP-Staatssekretär Harald Mahrer erkennt, dass die Frühkindpädagogik in Österreich enormen Reformbedarf aufweist", sagt die Familiensprecherin der Neos, Beate Meinl-Reisinger. Sie wünsche sich einen Offenbarungseid, wofür die ÖVP nun stehe.

Daniela Musiol, Familiensprecherin der Grünen, begrüßt es, "dass Mahrer die zentrale Bedeutung von Kindergärten als Bildungseinrichtung erkennt und eine Bundeskompetenz für diesen Bereich fordert". Neben einheitlichen Mindeststandards für den elementaren Bildungsbereich und einer akademischen Ausbildung für Kindergartenpädagoginnen sei auch eine bessere Entlohnung dringend notwendig.

Für verpflichtenden Strukturrahmenplan

Erfreut zeigt sich auch Raphaela Keller, stellvertretende Vorsitzende des Österreichischen Dachverbandes der Kindergarten- und Hortpädagoginnen, über Mahrers Vorschläge. Sie fordert einen bundesweit gültigen und verpflichtenden Strukturrahmenplan, damit eine hohe Qualität der Bildungsarbeit möglich wird, und ein "Bundesministerium für elementare Bildung". Für Daniel Landau, den Obmann der Bildungs-NGO jedesK!ND bedeute der Vorstoß einen entscheidenden Moment in der ÖVP. "Wenn wir nicht länger Lippenbekenntnisse hören wollen, dann muss sich der Vorschlag von Mahrer durchsetzen." Landau hoffe nun auf die konstruktiven Kräfte in der ÖVP. (riss, ekk)