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Die Inseln der Republik Kiribati liegen nur wenige Meter über dem Meeresspiegel und werden Opfer des Klimawandels sein. Ihre Bewohner bereiten sich bereits auf die Umsiedlung vor.

Foto: REUTERS/HO-Greenpeace/Edwards

Kiribati geht unter, und seine Bewohner werden umsiedeln müssen. Aber als qualifizierte Berufsleute, so ihr Präsident Anote Tong, nicht als Flüchtlinge. Der aus 32 Atollen bestehende Staat im Pazifik könnte als erstes Land der Welt infolge des Klimawandels von der Erdoberfläche verschwinden. Prognosen zufolge dürften die meisten der über 3,5 Millionen Quadratkilometer verstreuten Inseln schon in 30 Jahren überschwemmt sein.

Die Atolle liegen nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Für viele der rund 100.000 Bewohner von Kiribati ist die Bedrohung längst Alltag. Sie müssen ihre Häuser aufgeben, weil ihnen das Meerwasser buchstäblich ins Wohnzimmer schwappt. Im Quellwasser, das unter einigen der Inseln liegt, steigt der Salzgehalt. Gartenpflanzen und Palmen sterben, weil ihre Wurzeln mit Meerwasser in Kontakt kommen.

Neuseeland akzeptiert keinen "Klimaflüchtling"

Für Klimaexperten und verschiedene internationale Organisationen ist klar, dass die Menschen von Kiribati (sprich: Kiribas) sogenannte "Klimaflüchtlinge" werden - Menschen, die in anderen Ländern eine neue Heimat suchen müssen, weil sie ihre verloren haben. Im Oktober letzten Jahres hatte Neuseeland einen Bürger von Kiribati deportiert, der im Land geblieben war, obwohl sein Visum abgelaufen war. Ein Gericht wies seine Begründung zurück, er sei ein "Klimaflüchtling". Auch der Präsident von Kiribati, Anote Tong, mag den Ausdruck nicht: "Wir haben noch Zeit, uns vorzubereiten", so seine Botschaft anlässlich der jüngsten Uno-Konferenz der kleinen Inselstaaten in Samoa, "es sollte keine Flüchtlinge geben".

Tong appelliert an die Welt, die kleinen Pazifikstaaten im Kampf gegen den steigenden Meeresspiegel besser zu unterstützen. Die Realität sei, dass die verfügbare Fläche für die Bevölkerungen der Länder im Pazifik "deutlich reduziert wird", so der Präsident im australischen Radio. Ein Teil der Menschen müsse somit zwangsläufig "woanders leben", meinte er.

Bessere Ausbildung

Es gebe jedoch "einen Unterschied zwischen Flüchtlingen und dem, was wir nun 'Klimaflüchtlinge' zu nennen beginnen", so der Präsident. Tong will die Bevölkerung von Kiribati besser ausbilden. Dazu brauche das Land jedoch die Unterstützung der Weltgemeinschaft. "Es sind dann wertvolle Bürger, wenn wir sie umsiedeln - als intakte Gemeinde, nicht als Flüchtlinge."

Die Regierung von Kiribati hat im Mai in der Nachbarnation Fidschi Land gekauft, auf dem die Bewohner des Pazifikstaates leben könnten. Kiribati lebt in erster Linie von Fischfang, dem Abbau von Phosphatdünger und Tourismus. Im internationalen Vergleich ist das Land nur für minimale Klimagasemissionen verantwortlich.

Australien macht dicht

Australien dagegen ist nicht nur der einflussreichste und reichste Nachbar in der Region, sondern pro Kopf auch noch der größte Emittent von Klimagasen auf der Welt. Trotzdem hat die australische Regierung schon mehrfach klar gemacht, künftigen Klimaflüchtlingen aus dem Pazifikraum keinerlei Schutz gewähren zu wollen. (Urs Wälterlin, DER STANDARD, 20.9.2014)