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Marcel Hirscher hat mit dem Zirkus kein Problem, die neue Saison ist ja noch nichteinmal jung.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Natürlich - lädt der Hauptsponsor zum traditionellen vorsaisonalen Termin in ein Zirkuszelt - dann kann sich Marcel Hirscher nicht aufs Reden beschränken. Dabei ist der dreimalige Weltcupgesamtsieger der Alpinen, der Slalomchampion von Schladming, gerade in dieser Disziplin kaum weniger wendig als auf seinen Arbeitsgeräten. Oder eben auf der Slackline, die für ihn und seinen Trainingspartner und Spezi Max Franz vor dem Zirkus Roncalli auf dem Wiener Rathausplatz gespannt wurde.

In der Werbeschleife

Auf so einem Gurtband balancierend wird man den 25-jährigen Salzburger in nächster Zeit öfter sehen. Vielleicht schon am Samstag, wenn er wie rund 400 andere österreichische Athleten auch den 14. Tag des Sports (10 bis 19 Uhr) auf dem Heldenplatz schmückt, sicher aber wieder und wieder im Fernsehen. Für einen neuen Spot der Giebelkreuzler wagte sich Hirscher auf eine in 30 Meter Höhe von der letzten Stütze zur Bergstation der Schattberg-Nord-Bahn von Saalbach gespannte Slackline. Die auf diesem schmalen Grat heimischen Slackliner nennt er wilde Hunde und transportiert das werbewirksame Bild von der auch sehr wilden, aber doch auch reflektierten coolen Socke.

Die ist vor wenigen Tagen erst zurückgekehrt aus Argentinien, wo er ob Ushuaia von 17 Tagen 16 zum Schneetraining nützen konnte, so perfekt war das Wetter in Feuerland. Daheim war Hirscher das Trainingsglück bisher noch weniger hold, obwohl es auf den Gletschern angesichts des, nun ja, Sommerwetters, wahrlich genug Schnee haben sollte. Hirscher erklärt das einem Tiroler, indem er es nicht erklärt, weil "du weißt ja, wie die Gletscher so positioniert sind". Ab Dienstag sollte es aber im Mölltal gehen. Lockeres Geplauder also. Und auf fast jede Frage eine gute Antwort.

Im Fragensturm

Zum Beispiel die Erwartungen: "Nicht zu hoch, weil je höher sie sind, desto größer kann die Enttäuschung ausfallen." Oder wie es aussehe, mit dem vierten Gesamtweltcupsieg en suite: "Gut schaut es aus, jedenfalls, wenn man bedenkt, dass wir jetzt September haben." Sinnvollerweise werde man das aber erst nach der WM in Vail beurteilen können.

Viel näher liegt ja der Auftakt auf dem Rettenbachferner. "Das ist der Checkup", sagt Hirscher. "Da annähernd mitzufahren, wäre schön." Das war nicht nur Understatement, weil vor allem auf Ted Ligety gemünzt, den Riesentorlaufolympiasieger. Hirscher will in Sölden auch sehen, "ob die Konkurrenten dazugelernt haben". Und er? "Der Tag an dem ich schlechter werde, wäre ein guter Zeitpunkt, aufzuhören." Nur ein schmaler Grat trennt gute Sprüche von hohlem Pathos. Marcel Hirscher balanciert das aus. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 20./21.09.2014)