Bild nicht mehr verfügbar.

Pharrell untermauert in Wien seine These, dass es gut ist, wenn man sich für die Frauen so stark einsetzt wie er auf seinem Album "Girl".

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Pharrell Williams hat im letzten Jahr drei weltweite Überhits am Start gehabt. Mit den Disco-Robotern Daft Punk sang er "Get Lucky", die Hymne auf die erotischen Versprechungen des Nachtlebens. Für Robin Thicke fertigte er den Anbandelschunkelhit "Blurred Lines" nach Maß. Und seine irgendwie spirituelle Durchhalteparole "Happy" kennt auf diesem Planeten jedes Kind. Sie wird mittlerweile bei Kreistanzseminaren, auf goldenen Hochzeiten und in der Truppenbetreuung ebenso eingesetzt wie bei Bergmessen oder in Guantánamo. Es gibt jedenfalls nicht wenige Menschen, die gestehen würden, schlimme Dinge in ihrem Leben getan zu haben, bloß um dieses Lied nicht hören zu müssen.

Pharrell Williams ist also derzeit einer jener handverlesenen globalen Popstars, von denen man sich mitunter sogar die Lieder auch dann merkt, wenn sie gerade einmal zwei Wochen Pause in der Klatschpresse machen. Das sensationellste Außermusikalische, das sich über ihn sagen lässt: Er hat gerade für G-Star eine irgendwie lässige, fetzige Urban-Supertopchecker-Freizeitmode-linie entworfen, nein, gedroppt - wobei er sich jetzt auf Tournee allerdings erstaunlicherweise von Adidas unter die Arme greifen lässt. Derdiedas Adidas hat Pharrell Williams' Tänzerinnen das Arbeitsgewand zur Verfügung gestellt. Viel Gewand brauchen sie aber eh nicht. Solange man den Firmennamen lesen kann, macht Kultursponsoring aber Sinn.

Freiheit und Freizügigkeit

In der ehemaligen Rinderhalle St. Marx in der Erdberger Industrieeinöde passt sportliche Kleidung wie die Faust aufs Auge. Von der U-Bahn bis zur Halle ist es ein ordentlicher Hatscher durch Zombiefilm-Kulisse. Nicht wenige werden es bedauert haben, statt in Turnpatschen in Stöckelschuhen gekommen zu sein.

Pharrells aktuelles Album nennt sich "Girl". Es steht im Mittelpunkt der Tour. Neben "Happy" findet man darauf vor allem Lieder, die die Frau an sich und als solche feiern. Der Künstler tritt stark für die Tatsache ein, dass zirka 50 Prozent der Weltbevölkerung aus Frauen bestehen und man diese nicht nur spirituell, sondern auch sexuell begehren muss, damit sie sich erkannt fühlen und dann auch etwas zur Verbesserung der Welt beitragen. Pharrell Williams und seine Mädchen zeigen das auf der Bühne recht anschaulich mit einer Choreografie, die neben dem Freiheitsgedanken auch immer die Freizügigkeit mitdenkt. Einmal dürfen die Frauen aus der Choreo ausbrechen und total frei improvisieren, während Pharrell Williams seinen teuren Hut von Vivienne Westwood in Sicherheit bringt, weil es doch etwas warm auf der Bühne geworden ist.

Über die Musik in der zugigen Rinderhalle kann man wenig sagen. Die Akustik war bei 60 Euro Eintritt doch recht dürftig. Pharrell sang manchmal zwischen permanentem Schlagzeuggeböller, das auf Glas und Metall traf, hörbar vom Band kommend. Man ahnte auch Hits, die er für andere geschrieben hat: Neben "Get Lucky" und "Blurred Lines" standen etwa auch "Hot N Herre" oder "Drop It Like It's Hot" auf der Liste.

Männer mit hohen Stimmen wie Pharrell, Prince oder Modern Talking haben übrigens Erfolg bei den Frauen. Diese bedanken sich im Konfettiregen mit der Ausrufung der Revolution. "Happy". (Christian Schachinger, DER STANDARD, 20.9.2014)