Der Konflikt in der und um die Ukraine betrifft uns alle, besonders die Nachbarländer der Krisenregion. Kasachstan ist jedoch nicht nur ein Nachbar Russlands, sondern auch dessen Freund. Wirtschaftlich ist Kasachstan mit Russland durch die gemeinsame Zollunion und die am 1. Jänner in Kraft tretende Wirtschaftsunion eng verbunden. Die in den vergangenen Wochen erfolgten Versuche verschiedener Kräfte, durch Desinformation "einen Konflikt" zwischen Kasachstan und Russland zu konstruieren, gehen ins Leere. Kasachstan und Russland begegnen einander mit Respekt und Verständnis.

Kasachstan ist aber auch ein Partner der Europäischen Union, zahlreiche Abkommen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene haben diese Partnerschaft in den vergangenen Jahren gefestigt. Die EU ist unser Handelspartner Nummer eins.

Kasachstan ist überzeugt, dass nur eine gemeinsame Lösung unter Mitwirkung aller Beteiligten dauerhaften Frieden in der Ukraine und darüber hinaus sichern kann. Der Präsident der Republik Kasachstan, Nursultan Nasarbajew, hat den Parteien daher Vorschläge unterbreitet, wie eine Lösung erzielt werden kann.

Zunächst ist es unerlässlich, einen stabilen Waffenstillstand zu erreichen, damit nicht noch mehr unschuldige Menschen ihr Leben lassen müssen und um die dringend benötigte humanitäre Hilfe zu ermöglichen.

Kasachstan hat wiederholt die Dringlichkeit der Beendigung der humanitären Katastrophe im Osten der Ukraine betont. Man muss bedenken, dass es dort den Menschen an jeglicher Grundversorgung fehlt: Wasser, Essen, Medizin, Heizung u. a. Deswegen ist humanitäre Hilfe dringend nötig, und Kasachstan ist bereit, an den Hilfsmaßnahmen aktiv mitzuwirken. Kasachstan ruft alle interessierten Staaten und internationalen Organisationen auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen.

Zusammenbruch droht

Kasachstan fordert die internationale Gemeinschaft auf, wirtschaftliche Unterstützung nicht nur der ?Ostukraine, sondern der gesamten ukrainischen Wirtschaft zukommen zu lassen. Dies ist die Voraussetzung dafür, den totalen wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch der Ukraine zu verhindern. Um die ukrainische Wirtschaft zu stärken, ist ein internationaler Antikrisenplan nötig, der die dringendsten Maßnahmen priorisiert und koordiniert.

Aus der Sicht Kasachstans ist es auf jeden Fall notwendig, die Verhandlungen von beiden Seiten konstruktiv weiterzuführen und jegliche weitere Eskalation zu vermeiden. Kasachstan ist gerne bereit, die nächste Gesprächsrunde zu organisieren und zu moderieren.

Kasachstan tritt auch dafür ein, die Konfrontationen rund um die gegenseitigen Sanktionen zu stoppen. Derartige Sanktionen schwächen das wirtschaftliche Potenzial aller beteiligten Länder, unschuldige Menschen leiden, soziale Spannungen nehmen zu, und die Negativspirale der globalen Wirtschaftskrise wird weitergedreht. Kasachstans Präsident Nasarbajew hat immer wieder betont, dass gegenseitige Sanktionen kontraproduktiv sind und sofort beendet werden müssen.

Im Gegenteil, die für alle Seiten vorteilhaften intensiven Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Ländern der Europäischen Union, der Ukraine und der künftigen Eurasischen Wirtschaftsunion müssen gestärkt und forciert werden. (Kairat Sarybay, DER STANDARD, 20.9.2014)