Der letzte Zwergenaufstand der Vorarlberger Sozialdemokraten: Für das Wahlkampffinale wurden 2000 "Coolmen" vor dem Bregenzer Festspielhaus formiert.

Foto: Mittelstaedt

Bregenz - Das Rezept des Landeshauptmanns ist simpel: Riebelmais, Milch, Butter, Salz, Schmalz - alles mischen, anbraten. So bereitet Markus Wallner Vorarlberger Grießschmarren zu, steht auf einem kleinen braunen Papiersackerl, gefüllt mit dem "Ländle-Riebel".

Auf dem Bregenzer Wochenmarkt steht der VP-Chef persönlich, präsentiert ein letztes Mal vor dem Wahlsonntag sein politisches Rezept: Eigenständigkeit. Und die kann man sich nur leisten, wenn genug Geld in der Haushaltskassa ist. Im Haus Vorarlberg sei das Familiensilber noch vorhanden, darauf habe die Volkspartei Jahrzehnte geschaut. So könne man jetzt investieren, in Frühpädagogik und Volksschulen, aber auch in Bahn- und Straßenprojekte für die Wirtschaftsregion.

Suppenküche Politik

Alles schön und gut, sagt eine Pensionistin, die Wallner aufmerksam zugehört hat: "Aber die Leute gehen nicht mehr wählen, Politik interessiert sie nicht." Eine ältere Dame erwidert: "Je mehr Parteien eine Suppe kochen, umso schwieriger wird's."

Weder Suppe noch Riebel dampfte in der Straßenküche der Grünen in Dornbirn. Aufgetischt wurden Knödel, pikant und süß. Eher auf der pikanten Seite die Rede von Grünen-Chef Johannes Rauch: Die ÖVP stehe auf der Bremse, aus ihrer absoluten Mehrheit habe sie 60 Jahre nichts gemacht. Die Wahl am Sonntag sei eine Richtungsentscheidung: Schwarz-Grün oder Schwarz-Blau. Gegessen sei trotz guter Umfrageergebnisse (14 bis 15 Prozent) für die Grünen noch nichts: "Wir rennen bis Samstagmitternacht."

Roter Zwergenaufmarsch

Nichts zu essen, aber 2000 Gartenzwerge gab es vor dem Bregenzer Festspielhaus. Die Sozialdemokraten ziehen ihre ungewöhnliche Wahlwerbung bis zum Schluss durch. Von den 20.000 sogenannten "Coolmen" - für "jeden Wähler einen" - ließen sie 2000 für das Finale aufmarschieren. "Die sind cool, die Zwerge", sagt ein kleiner Junge vor dem Wahlstand und patscht auf eine Zipfelmütze. "Was steht da drauf?" "R-I-T-SCH", liest die große Schwester vor. Spitzenkandidat Michael Ritsch steht daneben und strahlt.

Für ihn ist das Konzept trotz - oder gerade wegen - des unerwarteten Zwergenschwunds absolut aufgegangen. Zu einem möglichen Rücktritt, falls seine Partei am Sonntag hinter die Neos fallen sollte, will er sich nicht äußern.

Pinke Stühle

Aus blauer Sicht ist Ritsch in jedem Fall aus dem Rennen. "Grüne oder wir", sagt FPÖ-Chef Dieter Egger mit strengem Ton. Er sitzt im Landtagsklub, verzichtet auf jede Inszenierung. Betont sachlich trägt er vor: Man könne sich keine Kinder mehr leisten, die ÖVP sei durch die alleinige Macht träge und abgehoben.

Vor dem Landhaus haben inzwischen die Neos als Symbol für gewünschte Landtagssitze pinke Stühle aufgereiht. Politisch unerfahren sei man, räumt Sabine Scheffknecht ein, aber bereit, gemeinsam die Welt zu verändern. (Jutta Berger, Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 20.9.2014)