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Im ländlichen Raum gehören Photovoltaikanlagen inzwischen auch in Österreich zur Normalität der Dachlandschaft. Im innerstädtischen Bereich sind sie allerdings noch eher eine Rarität. In Deutschland half die Einführung einer einfachen Abrechnungsmethode.

Foto: dpa/Armin Weigel

Wien - Wenn man wieder einmal auf den Stephansdom hinaufschnauft oder sich sonst wo in der Wiener Innenstadt auf höheres Niveau begibt, zeigt ein Rundblick sofort, was fehlt: Das Häusermeer - ist oben leer. Natürlich nicht ganz: Rauchfänge und vor allem Satellitenschüsseln gibt es zuhauf. Aber Photovoltaikanlagen? Zumindest Mangelware.

Das hat natürlich damit zu tun, dass in mehrgeschoßigen Wohnbauten alle Miteigentümer zustimmen müssen, bevor oben auf dem Dach das solare Kraftwerk montiert werden kann. Auch in Miethäusern müssen die Mieter in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.

Dass in der Bundeshauptstadt, aber auch in anderen Städten, die großen photovoltaischen Bürgerbeteiligungskraftwerke boomen - aber kaum Sonnenstromanlagen auf Mehrfamilienhäusern errichtet werden -, hat allerdings auch noch einen weiteren Grund: Will man den auf dem Dach erzeugten Strom gleich im Haus verbrauchen, könnte der Anlagenbetreiber Zores mit dem Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz Elwog bekommen.

"Es ist nämlich vollkommen unklar, wo genau die Grenze des Netzmonopols verläuft", erläutert Lukas Stühlinger, Vorstandsmitglied der Oekostrom AG, im Gespräch mit dem ÖkoStandard. Klar ist, dass das straßenseitige Stromnetz der Wiener Netze GmbH untersteht. Ob dann aber die Leitungen im Haus bis zu den einzelnen Wohneinheiten auch noch dem Netzmonopol unterstehen, "ist ungeklärt", erläutert Stühlinger weiter. Und daher sei es nach der derzeitigen Lage auch "vollkommen unklar, wie man eine derartige Anlage rechtskonform betreiben kann".

Keine Förderung nötig

Aber Lösungen mit einem hohen Eigenverbrauch wären das mit Abstand interessanteste Modell: Durch den Preisverfall der PV-Anlagen der letzten Jahre würde sich die Anlage dann nämlich bereits auch ohne Förderung rentieren - "und das ist ja genau das, wo wir doch immer hinwollten", betont Stühlinger.

Die österreichischen Landesenergiereferenten haben im April dieses Jahres schon einmal die Bundesregierung einstimmig aufgefordert, den Bau von Photovoltaikanlagen zu erleichtern. Seither liegt der Ball bei der Bundesregierung.

In Deutschland hingegen, wo es genau dieses Problem auch gegeben hatte, wurde es bereits vor Jahren gelöst: Die Netzfrage wurde geklärt, und es wurde die Möglichkeit einer "Differenzrechnung" geschaffen. Sprich: Verbraucht ein Haushalt mit PV-Anschluss eine bestimmte Menge Strom, bezieht aber weniger aus dem Netz, dann ist klar: Die Differenz wurde von der Sonnenstromanlage auf dem Dach produziert. Dieser Anteil kann dann einfach extra abgerechnet werden.

Das Potenzial wäre jedenfalls enorm: Allein in Wien stehen beispielsweise 170.000 Häuser - würde auf nur zehn Prozent der Dächer eine Photovoltaikanlage errichtet, würden damit Investitionen von insgesamt rund 340 Millionen Euro ausgelöst, die zu einem Gutteil auch lokalen Unternehmen wie Elektrikern und Baufirmen zugutekommen.

Und dann könnten damit in Summe rund 360 Gigawattstunden Strom erzeugt werden. Das wäre immerhin in etwa so viel Strom, wie 100.000 Wiener Durchschnittshaushalte in einem Jahr verbrauchen. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 30.9.2014)