Sony bietet mit PS Plus bereits ein Abo-Modell. In Bezug auf Umfang und Aktualität ist jedoch nicht mit modernen Video-Streaming-Diensten wie Netflix zu vergleichen.

Foto: Sony

Vergangene Woche ist bei großem medialen Interesse der TV-Streaming-Dienst Netflix in Österreich an den Start gegangen. Damit können heimische Seher nun gegen eine monatliche Pauschale über das Internet unlimitiert Serien und Filme sehen.

Über die Auswahl und die Qualität der Inhalte kann man gewiss debattieren, doch es ist ein Modell, das im Vergleich zum klassischen TV und zu Leih- und Kaufplattformen wie iTunes sehr viel günstiger und kundenfreundlicher ist. Wie gut das System ankommt, lässt sich vielleicht am besten anhand einer Zahl ausdrücken: In den USA hat jeder Dritte Haushalt bereits einen Netflix-Zugang. In Europa preschen davon aufgeweckt auch traditionelle Pay-TV-Dienstleister wie Sky mit Snap in den Markt.

Abo für Spiele

Es ist ein Abo-Modell, dass in seiner Vielfalt und Unkompliziertheit auch bei Videospielern gut ankommen würde. Bislang sieht es hier mit Pauschalangeboten jedoch noch spärlich aus. Am ehesten vergleichbar mit einem Netflix oder Snap ist derzeit PlayStation Plus, über das Kunden jedes Monat sechs Spiele für die Konsolen PS4, PS3 und PS Vita ohne Zusatzkosten erhalten. Das Portfolio umspannt Indie-Games genauso wie rund ein Jahr alte Blockbuster. Davon inspiriert kommen mittlerweile auch Xbox Live Gold-Kunden in den Genuss von Spielen für Xbox One und X360 ohne Zusatzkosten, genauso wie noch recht neu Nutzer von EA Access.

Einen Rundum-Abo-Service für aktuelle Games gibt es bislang aber nicht. Preislich ist man noch meilenweit von den Video-Diensten entfernt. PS Plus kostet beispielsweise bei einem Jahresvertrag etwas mehr als vier Euro pro Monat für eine Hand voll kleinerer oder älterer Games. Netflix HD bietet für 8,99 Euro dutzende Filme und Serien an. Snap kostet sogar nur 3,99 Euro.

Streaming in den Kinderschuhen

Ein technischer Unterschied zu Video-Angeboten ist, das PlayStation und Xbox ihre Inhalte als Download anbieten, während Snap- oder Netflix-Seher dank Streaming sofort Sendungen starten können. Für ein umfassendes Pauschalangebot sind Downloads unpraktisch, da es einerseits länger dauert, bis man tatsächlich loslegen kann und man sich andererseits Gedanken über lokale Speicher machen muss.

Tatsächlich gibt es derzeit allerdings noch keine vernünftige Alternative zu Game-Downloads. Games-Streaming steckt nach wie vor in den Kinderschuhen. OnLive ist als erster in diesen neuen Markt gestartet und bald wieder gescheitert. Dieses Jahr nimmt Sony dieses Unterfangen mit PlayStation Now in den USA in Angriff und auch Microsoft arbeitet an einer Streaming-Lösung. Die Probleme dabei sind die technische Umsetzung und die höhe benötigte Bandbreite auf Seiten der Kunden. Während sich Filme relativ gut komprimieren lassen, ohne dass der Genuss massiv beeinträchtigt wird, müssen sich Games-Streaming-Anbieter zusätzlich über die Spielbarkeit Gedanken machen. Schnelle Reaktionen bei Shootern oder Rennspielen benötigen geringe Latenzen.

Andere Richtung eingeschlagen

Den Ausbau von Spiele-Abos behindern unterdessen nicht nur konzeptuelle Schwierigkeiten, sondern auch der Trend in Richtung Free2Play-Vertriebsmodell - ein Unikum der Gamesbranche. Mit F2P hat die Industrie bereits einen Weg eingeschlagen, der ihnen Zugang zu einer möglichst großen Kundschaft gewährt und gleichzeitig große Gewinne abwerfen kann.

Aber Für Abo-Modelle spräche hingen, dass diese im Gegensatz zu Fremium-Konzepten keinen Eingriff in das Game-Design bedeuten. Das ist nicht bloß aus Spielersicht zu begrüßen. Manche Werke lassen sich auf F2P-Basis schlicht und ergreifend nicht umsetzen.

Willkommene Alternative

Dass es kein Abo-Angebot im Videospielbereich gibt, dürfte in erster Linie jedoch daran liegen, dass sich Dienstleister und Spielhersteller noch nicht über Preise einigen konnten. Die kostenlosen Games bei PS Plus, Xbox Live Gold und EA Access sind derzeit eher als Kundenanreiz und Marketingaktionen zu verstehen, weshalb die Auswahl stark begrenzt ist. Um gute und aktuelle Games für Abo-Dienste zu erhalten, müssten Sony und Co. viel Geld in die Hand nehmen. Dies setzt wiederum voraus, dass die Skalierung passt und es genügend zahlungswillige Kunden gibt. Hier haben Videodienste den enormen Vorteil, dass sie nicht plattformgekoppelt sind und über eine Vielzahl von Geräten bezogen werden können. So eine Universalität ist bei Spielen aufgrund der Hardware-Bindung nicht möglich. Streaming könnte in Zukunft gewiss Abhilfe schaffen.

Die Frage letztendlich ist, ob es genügend Spieler gibt, die dazu bereit wären, vielleicht auch mehr zu zahlen als die vier bis fünf Euro im Monat, die sie aktuell für PS Plus und Xbox Live Gold überweisen. 9,99 Euro, 14,99 Euro oder gar 19,99 Euro pro Monat: Was wären Sie bereit, für Games auf Pauschale auszugeben? Gerade für Vielspieler, die stets die neuesten Games haben müssen, wären Games-Abos eine willkommene Alternative zu Vollpreistiteln und zur F2P-Ware. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 20.9.2014)