Rasen am Ring: Die Gesetzeshüter haben den "Anschlag auf die Autofahrer" scharf unter Beobachtung.

Foto: Matthias Cremer

Wien - Bevor das Wetter fürs freiwillige Draußensein zu kalt und herbstlich wird, nutzen mehrere Organisation das letzte kalendarische Sommerwochenende für Veranstaltungen auf Wiens Straßen. Einige Straßenzüge werden in der Bundeshauptstadt dafür zwischen Freitag und Montag gesperrt.

Umstrittene Nordbrücken-Überquerung

Auf politischen Gegenwind stieß bereits im Vorfeld das Friday-Night-Skating. Die Route führt die Rollschuhfahrer am Freitagabend über die Nordbrücke, eine rund 20-minütige Sperre wird notwendig. Weil nebenan der Steintzsteg die Donau überspannt und dafür genutzt werden könnte, vermutet der ÖVP-Verkehrssprecher Roman Stiftner eine mutwillige Sperre, um den Autofahrern das Leben schwer zu machen. Sein FPÖ-Pendant Toni Mahdalik befürchtet "Megastaus mit Ansage. Autofahrer müssen sich für die Belustigung der grünen Parteigänger drangsalieren lassen."

"Freitagabend gibt es die einmalige Möglichkeit, jene Strecke mit Inlineskates oder Fahrrädern zu befahren, die 364 Tage, 23 Stunden und 30 Minuten im Jahr nur den Autos vorbehalten ist", sagt der Grüne Christoph Chorherr über die Ausfahrt über die Nordbrücke. Davor führt der Weg vom Heldenplatz über die Landesgerichtsstraße und die Maria-Theresien-Straße zur Brigittenauer Lände. Asfinag-Sprecher Heimo Maier-Farkas beruhigt: "Wie uns die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt hat, läuft das alles sehr problemlos ab und die Wartezeit hält sich in Grenzen." Die Nordbrücke wird voraussichtlich gegen 21.15 Uhr passiert.

Ebenfalls noch bis zum späten Freitagabend ist die Josefstädter Straße wegen eines Straßenfests gesperrt. Die Straßenbahnlinie 2 wird in diesem Abschnitt über die Gleise der Linie 46 umgeleitet. Ebenfalls umgeleitet, und zwar bis 22 Uhr über Kreuzgasse und Simonygasse, werden die Linien 40 und 41 wegen einer Veranstaltung in der Währinger Straße am Freitag. Den Freitagabend und den ganzen Samstag nutzen auch die Landstraßer für ein Straßenfest in der gleichnamigen Hauptstraße. Die Busse der Linie 74A werden jeweils bis Betriebsschluss nur zwischen Rochusgasse und Leberstraße/St. Marx verkehren.

Sportler und Christen

Samstag ist der Tag des Sports. Zehntausende Interessierte werden zum Rahmenprogramm zwischen 10 und 19 Uhr am Heldenplatz erwartet. Sechs Olympiasieger, 60 Weltmeister und 82 Europameister werden im innerstädtischen Platz erwartet. "Staus und lange Verzögerungen auf der Ringstraße nicht ausbleiben. Autofahrer sollten besonders vorausschauend unterwegs sein, da sportbegeisterte Fußgänger leider oft ohne auf Fußgängerampeln zu achten, unvermittelt die Fahrbahn überqueren", warnt der Arbö-Verkehrsexperte Thomas Haider.

Während die Sportler alleine den Verkehr womöglich noch nicht zum Erliegen bringen werden, wird eine zeitgleich stattfindende Veranstaltung das Ihre dazu beitragen. "Der 'Marsch für Jesus' bringt tausende Mensche auf die Straße", prophezeit der Arbö, "und beide Ereignisse zusammen werden am Nachmittag für ein erhebliches Verkehrschaos in und rund um den 1. Bezirk sorgen."

Der erste Marschzug dieser Art in Wien seit 2006 setzt sich ab 13.30 Uhr von der Rotenturmstraße zum Franz-Josefs-Kai in Bewegung. Von dort ziehen die christlichen Jünger hinter Kardinal Schönborn und David Alaba über den Ring und den Franz-Josefs-Kai sowie der Rotenturmstraße wieder zurück zum Stephansplatz. Im Schatten des Doms ist ab 16 Uhr ein großes Fest geplant.

Sperre für Velothon

Am Sonntag führt die Radausfahrt Velothon von der Hauptuniversität bis an die Westausfahrt. Zwischen 8 Uhr und 10 Uhr werden abschnittsweise der Universitäts-, Burg- und Opernring, die Operngasse, die Linke Wienzeile und die Hadikgasse bis nach Mauerbach gesperrt. Der Schwarzenbergplatz wird bereits ab 6 Uhr gesperrt. Laut Magistrat wird es zu kurzfristigen Verkehrsanhaltungen kommen. Ziel des Zweiradtrosses ist der Kahlenberg, dort wird der Parkplatz bis zum Veranstaltungsende um 18 Uhr blockiert sein.

Die Wiener Linien leiten wegen des Velothons jeweils zwischen 6.45 Uhr und 10 Uhr die Linien 1 und D im Ringbereich um und segmentieren die Linie 2 in zwei Abschnitte außerhalb des Rings. Der 71er fährt nur zwischen Schwarzenbergplatz und Zentralfriedhof. Die Linien 6, 10, 18, 58, 10A, 12A, 13A, 14A, 47A, 51A, 56B, 58B, 59A und 165B werden entlang der Strecke kurz angehalten, um das Teilnehmerfeld passieren zu lassen.

Verkehrsmäßig verlängertes Wochenende

Am Montag steht der große Abschluss der gerade stattfinden Mobilitätswoche an. Wien ist eine von hunderten teilnehmenden Gemeinden in Österreich und wird für den traditionellen Autofreien Tag den Ringstraßeabschnitt zwischen Oper und Hauptuniversität sperren. Für die "Rasen am Ring" genannte Veranstaltung wird wieder grüner Rollrasen auf der Prachtmeile verlegt und dieselbe für Musiker, Picknicker und Spaziergänger reserviert. Start ist zu Mittag, das Ende für 22 Uhr anberaumt.

ÖVP-Landesparteiobmann Manfred Juraczka nennt das einen "Anschlag auf die Autofahrer. Auch die Wirtschaftstreibenden leiden unter der zunehmenden Demoflut am Ring."

Die Lösung der Verkehrsclubexperten lautet wie üblich in solchen Fällen: Pkw-Lenker sollten die betroffenen Gegenden zu den betroffenen Zeiten meiden und möglichst großräumig umfahren. Oder in Zentrumsnähe die U-Bahnen benutzen. In den Tunneln wird nicht demonstriert. (mcmt, derStandard.at, 19.9.2014)