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Die Schotten stimmten für den Verbleib in Großbritannien.

Foto: Reuters/Russell Cheyne

Rund 1,6 Millionen Schotten haben für die Unabhängigkeit und Loslösung von Großbritannien gestimmt, ergab die Auszählung von Freitagfrüh. Doch eine klare Mehrheit sprach sich für die Fortsetzung der seit 307 Jahren bestehenden Union mit England, Wales und Nordirland aus.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist das wohl die vernünftigste Entscheidung. Die fünf wichtigsten Banken Schottlands hatten im Vorfeld des Referendums bereits angekündigt, im Falle eines positiven Ausgangs ihren Firmensitz nach London zu verlegen. Das Öl in der Nordsee, wichtigster Wirtschaftszweig Schottlands, könnte laut Expertenmeinung schon in drei Jahrzehnten versiegen und damit den Verlust einer riesigen Einnahmequelle für das Land bedeuten. Zudem liegt das Defizit Schottlands derzeit bei acht Prozent - und die Richtung zeigt nach oben.

Börsianer hatten die Entscheidung offenbar Donnerstagabend bereits eingepreist. So legte der Euro-Stoxx-50 um 1,05 Prozent zu, der Dax schloss mit einem Plus von 1,41 Prozent, der FT-SE-100 in London um 0,57 Prozent höher. Der Dow Jones in New York legte um 0,64 Prozent auf 17.265,99 Zähler zu und ging mit einem neuen Rekordstand aus dem Handel. Europas Börsen tendieren am Freitag einheitlich im Plus.

Pfund legt wieder zu

Auch das Pfund Sterling erholte sich leicht. So stieg die britische Währung in der Spitze auf 1,6524 Dollar. Einsetzende Gewinnmitnahmen ließen die Valuta aber wieder auf 1,6454 Dollar zurückfallen. Zuvor war das Pfund aber kräftig unter Druck geraten. Sein Kurs war seit Anfang September von rund 1,66 Dollar auf zeitweise etwa 1,61 Dollar abgesackt.

"Der Markt kann sich wieder den ökonomischen Themen des weiterhin vereinigten Königreichs widmen", kommentierte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann den Ausgang des schottischen Referendums. "Für Euro/Pfund heißt das wohl: Es geht weiter nach unten. Denn die Schere zwischen der Geldpolitik der Bank of England und der EZB-geht immer weiter auseinander." Am Freitag fiel der Euro auf ein Zweijahrestief von 0,7811 Pfund.

Börsianer gehen davon aus, dass die britische Notenbank zum Jahreswechsel die Zinsen wieder anheben wird. Von den europäischen Währungshütern erwarten sie dagegen weitere Geldspritzen zur Ankurbelung der schwächelnden Konjunktur in der Eurozone. (Reuters/red, derStandard.at, 19.9.2014)