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Foto: APA/Patrick Pleul

Auf Facebook habe ich diesen Artikel geteilt über den Anteil, den autoritäre Erziehung an den Kindheitstraumata der heute älteren Generation hat. Daraus ergab sich eine rege Debatte, die bei mir drei Gedanken aufkommen ließ, die ich hier im Blog gerne festhalten möchte.

Erstens die Frage nach der Besonderheit nationalsozialistischer Erziehungsmethoden. Viele weisen in diesem Diskussionsstrang darauf hin, dass nicht nur nach NS-Ideologie, sondern auch schon viel früher und noch viel länger solche "schwarze Pädagogik" praktiziert wurde, andere meinen, dass das im NS eine besondere Ausprägung hatte. Sicher ist an beidem was Wahres dran, ich glaube aber, dass die NS-Ideologie der Pädagogik doch noch einmal eine andere Qualität hatte als "nur" die bürgerlich-patriarchale. Was meint Ihr?

Ratgeberbücher

Zweitens die Erkenntnis, wie fatal es ist, Kindererziehungsmethoden für Privatsache zu halten. Vorstellungen über die Rolle von Müttern und Vätern und pädagogische Ratgeberbücher wie das von Johanna Haarer konnten ja nur deshalb weit über 1946 hinaus noch aufgelegt und verbreitet werden, weil man das für unpolitisch hielt.

Drittens wieder eine Frage: Im (auch feministischen) Diskurs über Mutterschaft in Deutschland wird ja häufig eine Linie gezogen von der "deutschen Mutter" damals hin zu der Tendenz, dass junge Mütter heute in Deutschland weniger als die in anderen Ländern den Drang zu haben scheinen, gleich nach der Geburt wieder erwerbstätig zu sein. Jetzt frage ich mich aber, ob das wirklich eine Kontinuität ist.

Denn - und vielleicht ebenfalls im Unterschied zu anderen Kulturen - scheinen mir heutzutage Mütter in Deutschland (und auch Väter, die sich an der Kindererziehung beteiligen) besonders viel Wert darauf zu legen, den Kindern viel Liebe und Freiraum und Verständnis zu geben. Ist das vielleicht sogar eine Gegenreaktion auf damals? (Hat Barbara Vinken in ihrem Buch über "Die deutsche Mutter" was dazu geschrieben?) Gerade auch im Zusammenhang mit der auffallenden Korrelation in Europa zwischen niedrigen Geburtenraten und faschistischer Vergangenheit finde ich das interessant. (Antje Schrupp, dieStandard.at, 18.9.2014)