Wienerinnen verdienen durchschnittlich 2,40 Euro brutto weniger als Männer. Sie gehen vier Stunden täglich einer unbezahlten Arbeit nach - Männer tun dies nur 2,5 Stunden pro Tag.

Grafik: Der Standard Quelle: Stadt Wien

Wien - 15 Euro verdienen Männer in Wien durchschnittlich pro Stunde. Bei Frauen beträgt der Bruttostundenlohn 12,60 Euro. Wienerinnen verdienen nicht nur schlechter, sondern haben auch täglich rund 30 Minuten weniger Freizeit als Männer. Beim Thema Sicherheit sind sie ebenfalls benachteiligt: Jede dritte Vergewaltigung einer Frau in Wien wird von einem Familienmitglied begangen. In 89 Prozent der Fälle in Wiener Frauenhäusern geht es um Gewalt durch den Partner oder Ex-Partner.

Das sind einige der Ergebnisse des ersten Wiener Gleichstellungsmonitors, den Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) und die grüne Gemeinderätin Martina Wurzer am Mittwoch präsentierten. Auf über 300 Seiten werden vom Institut für Höhere Studien (IHS) zwölf Themenfelder dargestellt. Der Monitor wurde im rot-grünen Regierungsprogramm 2010 verankert und soll alle drei Jahre erneuert werden.

Gender-Pay-Gap

Insgesamt bietet er wenig Überraschendes: Dass Frauen weniger verdienen (Gender-Pay-Gap), häufiger atypisch beschäftigt werden oder mehr unbezahlter Arbeit nachgehen, ist nicht neu.

Trotzdem zeigen sich Frauenberger und Wurzer sichtlich erfreut. Sie hätten nun etwas in der Hand, mit dem sie die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern sachlich belegen und veranschaulichen, mit dem sie arbeiten könnten. Ein "politischer Kick" sei der Monitor, mit dem nun alle drei Jahre überprüft werden könne, ob etwas weitergegangen sei.

Hintergründe und Datenlücken

Bei der Erstellung habe man versucht, einerseits über die traditionellen Themen hinauszugehen - so widmet sich ein Kapitel dem Bereich "Greenjobs" - und andererseits die Hintergründe der vorhandenen Daten zu beleuchten: Die Statistik zeigt beispielsweise, dass Männer sich häufiger politisch engagieren. Zu erklären sei das aber nicht mit dem fehlenden Engagement von Frauen, sondern damit, dass diese weniger Freizeit hätten. Außerdem habe man geschaut, wie Datenlücken zu erklären seien und wie man diese füllen könnte. Es gebe zum Beispiel keine Angaben über die Zahl an Profisportlerinnen und -sportlern in Wien.

Zu den Maßnahmen, die Frauenberger nun setzen will, gehört "mehr Elternarbeit" - damit "Väter ihren Töchtern technische Berufe zutrauen" -, die Fortsetzung der Kampagne "Vier Wände, vier Hände" zur Arbeitsteilung im Haushalt oder die Neuauflage einer Broschüre mit Gehaltsverhandlungstipps. Wienerinnen sollen außerdem im "Dialogforum" in die politischen Entscheidungen eingebunden werden. (Christa Minkin, DER STANDARD, 18.9.2014)