Prag/Schytomyr (Schitomir) - Die Regierung in Prag werde eine Massenauswanderung von Angehörigen der tschechischen Minderheit in der Ukraine (Wolhynien-Tschechen) nicht unterstützen. Dies betonte der tschechische Außenminister Lubomir Zaoralek am Mittwoch im ukrainischen Schytomyr.

Zaoralek reagierte auf einen jüngsten Aufruf des tschechischen Staatspräsidenten Milos Zeman, die Rückkehr von Familien, deren Vorfahren einst in das Gebiet der heutigen Ukraine auswanderten, zu unterstützen. Die derzeitige Situation in der Ukraine gebe den Wolhynien-Tschechen nicht die Möglichkeit, ein "vollwertiges Leben" zu führen, argumentierte Zeman.

"Kein Massenexodus"

"Wir haben keine Absicht, die (ukrainischen) Tschechen im Zuge einer Welle umzusiedeln. Es geht uns um keinen Massenexodus", erklärte Zaoralek, der am Mittwoch eine eintägige Reise nach Schytomyr unternahm, um sich an Ort und Stelle ein Bild von der Situation der tschechischen Minderheit zu machen.

Das tschechische Außenministerium hat laut Zaoralek keine Informationen, wonach die Wolhynien-Tschechen in irgendeiner Weise unterdrückt werden. Noch gebe es Indizien dafür, dass es unter der Volksgruppe großes Interesse an einer Umsiedlung nach Tschechien gibt.

Angst vor Nationalisten

Wer heute umsiedeln wolle und seine tschechische Herkunft nachweise, habe eine einfache Möglichkeit, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Tschechien zu bekommen, so Zaoralek weiter. Tschechien sei bemüht, der Ukraine in der Krise zu helfen.

Im Frühjahr hatten rund 40 Familien von Wolhynien-Tschechen Prag offiziell ersucht, ins Land ihrer einstigen Vorfahren zurückkehren zu dürfen. Sie argumentierten mit der Angst vor ukrainischen Nationalisten. Die Zahl der Wolhynien-Tschechen wird auf 20.000 geschätzt. (APA, 17.9.2014)