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Colin und Christine Weir: Millionärspaar und Finanziers der schottischen Unabhängigkeitskampagne.

Foto: AP/Milligan

London/Edinburgh - Kurz vor dem entscheidenden Referendum in Schottland am Donnerstag sind die Befürworter einer Abspaltung von Großbritannien weiterhin im Aufwind. Dass die Ja-Kampagne so erfolgreich geführt werden konnte, ist auch dem üppigen Budget zu verdanken.

Zwei der größten Geldgeber sind Colin und Christine Weir: er ein ehemaliger Kamermann, sie eine ehemalige Krankenschwester. Ehemalig deshalb, weil sie durch ihren Lottogewinn von rund 200 Millionen Euro vor drei Jahren nicht mehr arbeiten müssen. Ihr gewonnenes Geld investierten sie zum Teil in die "Ja, Schottland"-Kampagne.

Arbeitskollege Salmonds

Umgerechnet mehr als 1,2 Millionen Euro sollen es in den vergangenen Monaten gewesen sein, wie die Wahlkommission am Montag bekanntgab. Damit stellen die Weirs fast 67 Prozent aller Spenden, die aufgrund ihrer Höhe registriert und veröffentlicht werden müssen.

Das Engagement kommt nicht von ungefähr. Colin Weir soll mit dem schottischen Ministerpräsidenten Alex Salmond in früheren Zeiten für Fernsehbeiträge zusammengearbeitet haben. Dieser wandte sich nach dem Lottogewinn in einem Brief an ihn. Das Ehepaar Weir, das derzeit keine Interviews gibt, bestreitet in einem Brief an die Zeitung "Scotsman" aber, zu den Spenden gedrängt worden zu sein. Sie hätten das Geld gegeben, um eine informierte Debatte über die Unabhängigkeit zu ermöglichen.

Geld nach England transferiert

Mit der Schriftstellerin Joanne K. Rowling hat die probritische "Better together"-Kampagne eine ähnlich potente Geldgeberin. Auch sie soll mehr als eine Million Euro gespendet haben. Insgesamt konnte die Kampagne, die sich für einen Zusammenhalt des Vereinigten Königreichs ausspricht, mit 3,4 Millionen Euro mehr Spenden sammeln als die "Yes Scotland"-Kampagne, die 2,27 Millionen Euro aufstellen konnte.

Schottische Unternehmen haben unterdessen schon damit begonnen, ihr Geld in Sicherheit zu bringen für den Fall, dass Schottland unabhängig wird. Wie die Handelskammer der schottischen Grafschaft Cumbria berichtete, habe eine beträchtliche Anzahl an Firmen ihr Geld auf englische Bankkonten überwiesen, um so den Ernstfall abzuwarten.

Gleichzeitig haben britische Banken Millionen Banknoten nach Schottland transferiert. Damit soll Vorsorge getroffen werden, falls es bei Bekanntgabe der Unabhängigkeit in einer Panikreaktion zu vermehrten Geldabhebungen kommt.

Umfrage: 14 Prozent noch unentschlossen

Kurz vor dem Referendum sahen Umfragen jedenfalls noch einen knappen Vorsprung für die Gegner einer Abspaltung. 52 Prozent der Schotten lehnen eine Eigenständigkeit ab, 48 Prozent sind dafür, wie aus einer am späten Dienstagabend veröffentlichten Umfrage des Instituts Opinium für die Zeitung "Daily Telegraph" hervorging.

Die Werte entsprachen einer Erhebung des Instituts ICM für die Zeitung "The Scotsman". Allerdings waren die Unentschlossenen hierbei nicht eingerechnet. Bezieht man diese ein, liegen die Gegner bei 45 Prozent, die Befürworter der Abspaltung bei 41 Prozent. 14 Prozent wussten demnach noch immer nicht, ob sie "Yes" oder "No" ankreuzen sollten.

Sollten mehr als die Hälfte der Schotten am Donnerstag mit Ja stimmen, würde das Land im Frühjahr 2016 unabhängig. Der britische Premier David Cameron hatte zuletzt intensiv für den Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich geworben und in einem offenen Brief größtmögliche Autonomie unter dem gemeinsamen Dach zugesagt. (tee/APA, 17.9.2014)