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Waldrappe auf dem Weg in den Süden. Neu gegründete Kolonien brauchen noch menschliche Hilfe, um den Weg zu finden.

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Die Flugroute der Salzburger Waldrappe. Die Reise wird in mehreren Etappen unternommen.

Foto: waldrappteam 2014

Salzburg/Grosseto - Das Wiederansiedelungsprojekt mit Zentrum im oberösterreichischen Almtal zählt wohl zu den aufwändigeren derartigen Initiativen. Ende der 1990er-Jahre starteten Biologen den Versuch, die Waldrappe (Geronticus eremita) in Österreich wieder heimisch zu machen. Das Projekt, an dem unter anderem auch der Salzburger Zoo beteiligt ist, kam nicht zu früh: Bereits seit dem 17. Jahrhundert gilt die Ibis-Art in Österreich als praktisch ausgestorben. Der Waldrapp ist heute auf der Liste bedrohter Arten als "hochgradig gefährdet" eingestuft. Auf der Liste der weltweit am stärksten gefährdeten Vogelarten wird er an zwölfter Stelle geführt.

Reise in die Toskana

Als Zugvögel wollen auch die hierzulande neu angesiedelten Waldrappe im Herbst dem hiesigen kargen Winter entfliehen. Damit sie die alten Flugrouten nach Italien wieder lernen, müssen ihnen die Wissenschafter in Leichtflugzeugen den Weg weisen - und das gelingt seit 2004 mit wachsendem Erfolg. Auch heuer haben menschliche "Ziehmütter" wieder 14 junge Waldrappe von Salzburg aus wohlbehalten nach Italien geleitet. Zwei Wochen dauerte die Reise ins 800 Kilometer weit entfernte Winterquartier in der Lagune von Orbetello in der Toskana. Die jungen Vögel überflogen unter anderem die Lagune von Venedig, Siena und Florenz.

Nicht immer läuft alles so glatt, immer wieder gehen Vögel verloren, viele werden von Wilderern getötet. Zuletzt schoss im Juni ein Unbekannter im Innviertel auf einen Waldrapp. Der Vogel überlebte schwer verletzt.

Zieheltern in Leichtflugzeugen

Das ab Mitte August wachsende Verlangen, der kalten Jahreszeit zu entfliehen, ist bei den Waldrappe genetisch fixiert, die Zugrichtung dagegen nicht. Daher müssen unerfahrene Jungvögel von älteren Artgenossen lernen, wo ihre Winterquartiere liegen. Bei der Neugründung einer Kolonie muss man den jungen Tieren die Information erst vermitteln, wohin sie im Spätsommer ziehen müssen. Das übernehmen menschliche Zieheltern, auf die die Jungvögel geprägt werden und die ihnen dann auch in den Süden folgen - selbst wenn diese Eltern in Ultraleichtflugzeugen sitzen.

Im Jahr 2011 zeigte sich, dass diese Methode Erfolg verspricht: Der erste natürlich aufgewachsene und von Artgenossen ins Wintergebiet geleitete Jungvogel übernahm seinerseits die Position des Leitvogels und brachte seine Schar sicher ins Winterquartier. Diese mittlerweile standardisierte Prozedur ist immer dann nötig, wenn eine neue Kolonie gegründet wird; zum Glück sind die Tiere ausgesprochen lernfähig: Jeder Vogel muss nur einmal von seinem zukünftigen Brut- ins Wintergebiet geführt werden; den Rückweg findet er selbständig. (red, derStandard.at, 16.09.2014)