Eine Landtagswahl ist eine Landtagswahl und keine Bundestagswahl. Das betonen deutsche Bundespolitiker gerne - vor allem dann, wenn selbige nicht in ihrem Interesse ausgegangen ist. Dennoch liegt der Fall in Thüringen anders. Zum ersten Mal gibt es für die Linke eine echte Chance, den Ministerpräsidenten zu stellen.

Natürlich macht die Linke Druck. Sie hofft, dadurch ein Stück weiter aus jener Schmuddelecke herauszukommen, in der sie viele immer noch sehen. Ein linker Ministerpräsident 25 Jahre nach dem Mauerfall, das wäre schon ein Signal, dass die Nachfolgepartei der DDR-Staatspartei SED mittlerweile eine "normale" Partei ist.

An ihr wird es allerdings nicht liegen, sondern an der SPD, die im Dilemma steckt. Koaliert sie erneut mit der CDU? Wird sie dann möglicherweise weiter zerbröselt, was angesichts der am Sonntag erreichten ärmlichen 12,4 Prozent ohnehin kaum noch möglich scheint?

Parallelen zur Bundespolitik sind ja offenkundig, auch wenn dort das Elend der SPD nicht so groß ist. Aber auch dort kommt sie neben der CDU nicht in die Höhe. Oder die SPD in Thüringen wagt den Sprung in ein linkes Bündnis. Ein Erfolg ist auch dort nicht garantiert.

Egal, was die SPD macht, sie muss davon überzeugt sein. Im Wahlkampf hat sie sich vor lauter Angst alle Optionen offengelassen und am Wahlabend für diese Schwammigkeit einen hohen Preis bezahlt. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 16.9.2014)