Paris - Die Region, auf der die Landeeinheit "Philae" der ESA-Raumsonde "Rosetta" im November auf dem Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" aufsetzen soll, steht fest: Nämlich auf dem "Kopf" des Kometen, dem bereits im August identifizierten Landeplatz J. Das gab die ESA auf einer Pressekonferenz am Montagmittag bekannt.

Nach Ansicht von Forschern und Ingenieuren der ESA bietet diese Region die besten Voraussetzungen für eine sichere Landung und anschließende erfolgreiche Messungen.

Im August waren fünf mögliche Landestellen bestimmt worden, unter denen nun die Region mit der Bezeichnung J ausgewählt wurde. Die Region C, die seitlich auf dem "Körper" des Kometen liegt, bestimmten die Forscher nun zur Ausweichlandestelle.

Foto: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Bilder der Landestelle J, die in den vergangenen Tagen mit Hilfe von Rosettas wissenschaftlichem Kamerasystem OSIRIS aufgenommen wurden, zeigen ein recht zerklüftetes Terrain. Berechnungen ergaben jedoch gute Landechancen. Dafür wurden die Topographie der Landestelle sowie die mechanischen Eigenschaften von "Philaes" Landegestell berücksichtigt.

Foto: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Der genaue Punkt, auf dem Philae niedergehen soll, lässt sich allerdings nur mit einer Genauigkeit von etwa 500 Metern bestimmen. "Wir brauchen deshalb nicht den einen perfekten Landepunkt, sondern eine Region, für die möglichst viele Landeszenarien ein gutes Ende nehmen", erklärt Hermann Böhnhardt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), wissenschaftlicher Leiter der Landemission.

Foto: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Zwar habe keine der möglichen Landestellen alle Kriterien zu hundert Prozent erfüllen können, Landeplatz J sei aber ganz klar die beste Lösung. So hatten die Forscher in den vergangenen Wochen etwa alle erkennbaren Brocken, die den Weg des Landers blockieren könnten, erfasst, vermessen und kartiert. Region J schnitt dabei am besten ab.

"Auch aus wissenschaftlicher Sicht sind wir mit der Oberseite des Kometenkopfes sehr zufrieden", so Böhnhardt. Erste Messungen deuten darauf hin, dass dort organisches Material vorliegt und sich die Aktivität des Kometen gut untersuchen lässt.

Foto: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Zudem verspreche die ausgewählte Region gute Kommunikationsbedingungen zwischen Lander und Orbiter. Dies ist für die wissenschaftlichen Messungen von großer Bedeutung, schließlich sind die Kapazitäten von "Philaes" Datenspeicher begrenzt. Kommandos vom Orbiter sollen die Landeeinheit wiederum möglichst schnell erreichen. Schließlich seien auch die Lichtverhältnisse auf dem Kometenkopf günstig, um "Philaes" Batterien über Solarzellen verlässlich wieder aufzuladen.

In den nächsten Wochen werden alle Instrumente des Orbiters die Landestelle J genauer untersuchen. Für den Notfall hat das Lander Team auch eine Ausweichlandestelle festgelegt: Landestelle C, die sich seitlich auf dem "Körper" des Kometen befindet. Auch sie erfüllt viele Kriterien, ist jedoch schwieriger anzufliegen.

Verläuft alles nach Plan, soll das Manöver am 11. November als erste Landung auf einem Kometen in die Raumfahrtsgeschichte eingehen. (red, derStandard.at, 15.9.2015)

Foto: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

ESA-Video: Rosetta - Choosing the landing site.

Storyful, European Space Agency