Wien - Klaus Schweighofer hat wenig Freude mit den Plänen des ORF, im kommenden Jahr eine Radiothek zu starten. Der Vorsitzende des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP) stellt im APA-Gespräch ein anderes Modell zur Disposition. "Wir denken darüber nach, wie man österreichisches Radio online gebündelt anbieten kann. Eine aus Gebührenmitteln finanzierte Radiothek muss dem ganzen Markt offenstehen."

Der VÖP hat bereits ausführlich dargelegt, warum aus seiner Sicht sowohl die geplante Radiothek als auch das Ö3-"Visual Radio" nicht genehmigungsfähig seien. "Das würde den Markt weiter zugunsten des ORF verzerren." Vorstellbar sei allerdings ein gemeinsamer Radioplayer, der "die gesamte Palette der Vielfalt der heimischen Radiolandschaft" zur Verfügung stelle. "Wir Private bereiten uns genau in diese Richtung vor und würden die öffentlich-rechtlichen Radios nicht ausschließen." Konkrete Gespräche gebe es allerdings noch nicht, wie Schweighofer erläuterte.

ORF mache Privatradio

Grundsätzlich sprach er sich für eine "Balance" zwischen privaten und ORF-Radios aus. "Wir haben ein ständig wachsendes Privatradiosegment, aber sind dem öffentlich-rechtlichen Radio immer noch deutlich unterlegen, weil sie frisch und frech Privatradio machen dürfen", verwies Schweighofer auf Ö3. "Sie machen das sehr gut, aber aus unserer Sicht ist das doch eine deutliche Marktverzerrung."

Schweighofer betonte aber gleichzeitig die Bedeutung eines starken öffentlich-rechtlichen Rundfunks, "sowohl im Fernsehen als auch im Radio". Allerdings müsse sich "substanziell etwas tun", da eine Seite "hoch privilegiert ist und trotzdem alle Marktmechanismen mitbenutzen darf". Initiativen seien durchaus vorhanden, wie etwa die Forderung nach mehr österreichischer Musik in den ORF-Radios. "Ich wäre außerdem dafür, dass Ö3 deutlich stärker fremdsprachige Verkehrsinformationen bringt."

Digitalradio-Testbetrieb

Auf technischer Seite sei wiederum "völlig klar, dass wir den nächsten Schritt gehen müssen". Dies betreffe einerseits die IP-Verbreitung via Online-Streaming, andererseits die terrestrische Digitalverbreitung mittels DAB+. Ein bereits mehrfach angekündigter Digitalradio-Testbetrieb in Wien könnte im ersten Halbjahr 2015 stattfinden. "Es kann aber kein Entweder Oder sein. Beide Verbreitungswege sind wichtig." Gleichzeitig sieht er die öffentliche Hand gefordert, Unterstützung für "eine ordentliche Übergangsphase" zu leisten.

Zurückhaltend zeigte sich Schweighofer angesichts des Ausstiegs von ATV aus dem VÖP, den er als "bedauerlich" bezeichnete. "Wir werden nur die Stilistik nicht so halten, das in der Öffentlichkeit zu diskutieren, wie es sich vielleicht manche wünschen." Im Vorstand sei die Causa bereits behandelt worden, ebenso werde es ein Gespräch mit ATV-Chef Martin Gastinger geben.

Entsprechend wollte sich Schweighofer nicht zu den konkreten Vorwürfen - dass Puls 4 etwa bevorzugt behandelt werde - äußern. "Wir meinen, dass wir für ATV sehr viel getan haben und weiter tun werden. Die Frage ist, ob ATV mitgestalten möchte oder nicht." Als Verband stehe man vor der Herausforderung, unterschiedliche Interessen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, was "sehr oft einen Kompromiss" bedeuten würde.

Viel Raum bei Digitalangeboten

Klare Vorstellungen äußerte der Styria-Vorstand, was Bezahlinhalte im Netz anbelangt: "Es ist unabdingbar für alle Tageszeitungen, dass man in Richtung Paid Content geht. Die Frage ist nur, welches System man wählt. Was bleibt offen, was ist zu bezahlen?" Inhaltlich ortet er in Österreich "noch relativ viel Raum, weil ich nicht glaube, dass das Angebot Digital zu Print im Moment adäquat ist".

Einer möglichen Kooperation zwischen dem Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und dem ORF in punkto Bewegtbild steht Schweighofer skeptisch gegenüber. Zwar brauche es einen "Schulterschluss" zwischen allen Medien, um globalen Playern zu begegnen und "österreichische Inhalte und den österreichischen Journalismus" zu sichern. "Aber bei der Zusammenarbeit im Bewegtbild machen wir als Styria nicht mit. Wir halten das für Kerngeschäft und werden unsere Zeitungsmarken-Portale nicht mit anderen Medienmarken verwässern." (APA, 15.9.2014)