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Eine Reihe ehemaliger NSA-Mitarbeiter ist bereits erfolgreich in die Privatwirtschaft gegangen.

Foto: AP

Keith Alexander, einst mächtiger Chef des US-Geheimdienstes National Security Agency (NSA) ging nach seiner Ablöse vor einigen Monaten nicht in Pension. Stattdessen nutzte er seine vorherige Position, um im Bereich der IT-Sicherheit Fuß zu fassen und eröffnete das Startup IronNet Security.

Ein Schritt, der auch auf kritische Kommentare stieß. Conor Friedersdorf nannte Alexanders Vorgehen einen "unethischen Plan zum schnellen Reichwerden", berichtet Forbes. Denn was würde Alexander als Kopf des Unternehmens so wertvoll machen, wenn nicht die eigentlich als geheim eingestuften Informationen in seinem Kopf.

Vom Geheimdienst in die Wirtschaft

Die Kontroversen um und die Kritik an der NSA im Zuge der Enthüllungen von Edward Snowden haben nichts daran geändert, dass der Geheimdienst zu einer Art Startup-Schmiede geworden ist. Nicht im klassischen Sinne, freilich. Sondern durch einen regelmäßigen Abfluss an Personen, die der staatlichen Organisation den Rücken kehren und ihr Glück in der Privatwirtschaft versuchen – oftmals als Gründer.

Synack, Virtru, Area 1 Security – so heißen ein paar der Firmen, deren Gründer einst bei der NSA ausgebildet wurden. Historisch gesehen habe zwar jeder Angst vor der NSA, aber niemand hatte ein großes Problem mit ehemaligen Mitarbeitern in der IT-Branche, meint Morta-Mitgründer Rob Seger, einst selbst Absolvent der NSA-Akademie. Vor Snowden, meint er, hätte man die Alexanders Firmengründung positiv gesehen.

Gründungswelle

Nach Ansicht des Investors Ted Schlein ist der Abfluss von der NSA in das Tech-Business ein jüngeres Phänomen, das von Snowden verstärkt worden sein könnte. Es handele sich um hochqualifizierte Leute mit viel Erfahrung, die dem Geheimdienst aufgrund seines nunmehr angekratzten Rufs den Rücken kehren.

Stewart Baker, ehemaliger Spitzenanwalt der NSA, erinnert sich auch an frühere Firmengründungen von einstigen Mitarbeiter. In den 1960er und 1970er Jahren arbeitete Steve Walker als Projektmanager bei der Behörde, ehe er im folgenden Jahrzehnt das Unternehmen Trusted Information Systems gründete. Dieses erarbeitete eine Technologie zur Erfassung der Signaturen von Schadsoftware und wurde später von McAfee aufgekauft.

Zu intransparent

Manche der Ex-NSA-Mitarbeiter haben für ihren Abgang ähnliche Gründe wie Edward Snowden. Will Ackerly arbeitete acht Jahre dort an Verschlüsselung und sicherer Architektur der Cloud, ehe er im Sommer 2012 mit seinem Bruder Virtru gründete, das ein Tool zur Verschlüsselung von E-Mails entwickelt hat.

"Ich habe Dinge in der NSA erlebt, die mich motiviert haben zu gehen", erklärt er. Es ginge dabei weniger um seine alltägliche Arbeit, sondern um fehlende Transparenz rund um die gesetzlichen Befugnisse der NSA. Den Leaks durch Snowden steht er allerdings skeptisch gegenüber, zumal er die NSA während seiner Ausbildung anders kennen gelernt hat. Er betont zudem, dass die meisten ehemaligen Mitarbeiter Firmen im Bereich Cyberdefense gründen und nicht an der Entwicklung offensiver Kapazitäten arbeiten.

Risiken

Es gibt allerdings auch Risiken, die verbunden sind mit dem Abfluss an Kräften vom Geheimdienst in die Wirtschaft. Oren Falkowitz, der die NSA vor zwei Jahren verlassen und mit Sqrrl und Area 1 bereits zwei Firmen gegründet hat, betont, dass es auch Leute gebe, die sich eine angebliche Verbindung zur NSA zum Vorteil machen, die es gar nicht gibt.

Das Betrugspotenzial wird auch angesichts von Segers Karriere klar. 2008 verließ er die NSA, 2012 war er bei der Gründung von Morta Security dabei. Das Startup wollte sich der Entdeckung hochentwickelter Gefahren im Kampf gegen Hacker und Malware stellen. "Als wir den Investoren sagen, wir seien ehemalige NSAler, wollten sie uns sofort Geld geben", schildert er. Die Firma erhielt so eine Million Dollar und wurde innerhalb des Silicon Valley aufgekauft, noch bevor ihre Existenz eine breitere Öffentlichkeit erreichte.

Talente

Während eine Assoziation mit der NSA von dieser möglicherweise als eine Verbindung mit den "bösen Jungs" gesehen würde, sei in einem unternehmerischen Umfeld das Gegenteil der Fall. Denn schließlich ginge es darum, Talente an Land zu ziehen. (gpi, derStandard.at, 15.09.2014)