An Freitag, Tag 3 der Modewoche, ist man endlich für alle Eventualitäten gewappnet: Fixe Regenschirme und Überdachungen sind an das Zelt gerückt. Natürlich kommt dann doch alles anders als gedacht. Das Wetter hält. Und passt zu Gabriel Baradees nachhaltiger Mode. Die kommt an diesem frühen Freitagabend einer Verabredung zum Sonntagnachmittag-Spaziergang nahe.

Nach den ersten Outfits von Shakkei ist die sexy Lederabteilung vom letzten Abend schnell vergessen. Bei Shakkei läuft halt alles ein wenig dezenter ab. Die Männer tragen hier statt breitem Kreuz helle Hütchen zur Schau. Dazu karierte Hemden, weite Hosen und Jacken in Fliederfarben. Die weiblichen Pendants trotz hoher Absätze in ihren schwingenden Röcken mit bestickten Blümchen und den kleinen Gestecken im Haar so rührend wie mädchenhaft.

Nicht alle scheinen sich allerdings informiert zu haben, was da auf sie zukommt. Zwei junge Zuschauer mit Nylonrucksack und Plateauschuhen flüchten über den Laufsteg schnurstracks aus dem Zelt, begleitet vom Kopfschütteln der anderen.

Shakkei
Foto: © Thomas Lerch

In der nächsten Show sind die beiden wieder mit dabei. Denn jetzt ist wieder alles anders. Die Reihe eins besetzt diesmal die kulturbeflissene Generation Fünfzig Plus mit ihren phantasievollen Ohrringen, Ketten und Brillen. Auch für sie ist während der Modewoche nämlich was dabei. Karin Oebsters Label Kayiko bricht die Herzen ihrer Stammkundschaft seit 1998.

Diesmal schichtet sie Schwarz über Schwarz über Schwarz und lässt auf schwarzen T-Shirts weiße Herzen und Peace-Zeichen hüpfen. Der Kayiko-Zielgruppe wird mit einem bebrillten Seniorenmodel Tribut gezollt, alle Modelle tragen weiße Masken auf den Hinterkopf und schwarz glänzende Crocs an den Füßen. In den Augen der weiblichen Front Row ein verräterisches Glitzern. So manches geraffte Kittelkleid aus der Herbst-/Winterkollektion wird während des anschließenden Verkaufs in der Windmühlgasse über die Ladentheke gegangen sein. Und während die Kayiko-Fans schon längst wieder abgerauscht sind, geht es für die anderen erst los.

Kayiko
Foto: © Thomas Lerch

Wie an allen Tagen scheint der 20 Uhr-Termin auch heute der beliebteste. Die Gäste in zurecht gezupfter Ausgeh-Uniform: Männer in weißen Hemden, darüber baumeln schwarze Krawatten. Die Frauen dazu in Pailletten-Geglitzer zu ordentlich gezogenen Lippenstiftmündern und High Heels. Statt Musical heute halt mal Modenschau. Und wer dann noch das richtige Bändchen am Handgelenk hat, wird geräuschvoll mit einem laminierten Pappschild zum VIP-Eingang geführt – vor allen anderen: Herrlich. Erst recht, wenn gleich mehrere Schauen mit einer Klappe geschlagen werden können.

Die drei Labels des DWH-Store in der Gumpendorfer Straße haben sich nämlich zusammengetan. Da ist dann wohl für alle was dabei. Das noch junge Männerlabel Paptiste zeigt, wie viele Lagen Mann übereinander zwiebeln kann, Draskovits hängt allerlei Gestricktes über sexy Schlauchware, zum Schluss wallende Umhänge und Abendmode von JCHoerl, in der auch schon Conchita Wurst auf irgendeiner Bühne ihr Lied zum besten gab. Die Frau mit Bart ist leider nicht da. Aber das macht ja nichts. VIP für einen Abend, das vergisst man trotzdem nicht so schnell. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 13.9.2014)

Draskovits
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Paptiste
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JCHoerl
Foto: © Thomas Lerch