Wien - Mit dem Schauplatz Fitnessstudio betritt Regisseur Franz Wittenbrink belustigungstaugliches Terrain. Der Fachmann für inszenierte Liederabende, beliebt bei temperamentvollen Schauspielern, entwickelt entlang von knapp drei Dutzend Evergreens einen Plot, in dem ein geschäftstüchtiges Studiobetreiberpaar (Ruth Brauer-Kvam, Martin Niedermair) reiferen Herzschmerzdamen bei Turn- und anverwandten Bedürfnissen zu Hilfe kommt.

Doppel-Aura-Seminare oder Karma-Bodenturnen stehen in den Kammerspielen der Josefstadt genauso im Angebot wie Seelentrösterdienste, für die der muskulöse Mann auch die Trainingshose runterlassen muss. Olle Weiber san G'fraßta - das befand schon Georg Danzer. Mit ähnlicher Munition schießen die Damen zurück: Ein paar Schläge in die Fresse (Marika Lichter; Text/Musik: Wittenbrink).

Der Abend handelt vor allem von Mann-Frau-Beziehungen, in welchen die Gattinnen am Schönheitszwang leiden. Dieser treibt wiederum theatralische Blüten: Körper werden über Gymnastikbälle gerollt, im Hintergrund der sogar mit einem Saunaeingang versehenen Bühne (Miriam Busch) radelt ein Spinningteam (weiters: Sona MacDonald, Ann Mandrella).

Die Liedauswahl birgt wenige Überraschungen. Neben I feel pretty, I feel good, Alkohol oder Grönemeyers Männer gehört das von Isabel Weiken gesungene Rettet die Wale (Gustav) sicher zu den unerwarteten Coverversionen. Schön schön schön, künstlerisch irrelevant, ist ein saftiges Boulevardstück, Caipirinha-getränkt. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 13.9.2014)