Kiew - Die ukrainische Regierung schätzt die Schäden durch den monatelangen Krieg im Osten des Landes auf bisher etwa 700 Millionen Euro. Mehr als 11.000 Gebäude seien durch die Gefechte zwischen der Armee und prorussischen Separatisten weitgehend zerstört worden, sagte Vize-Regierungschef Wladimir Groisman am Freitag in Kiew.

"Wir haben aber zu einigen Städten keinen Zugang und können die Schäden dort nur schätzen", sagte er. Unter anderem sollen seit Beginn der Kämpfe im April 4.500 Wohnhäuser, 217 Schulen und Kindergärten sowie 45 Kliniken zerstört worden sein. Den Vereinten Nationen zufolge kamen bei den Gefechten bisher insgesamt 3.000 Menschen ums Leben.

Poroschenko: Konflikt kann nicht militärisch gelöst werden

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sieht nach eigenen Worten keinen militärischen Ausweg aus dem Konflikt im Osten des Landes. Er hoffe, dass der vor einer Woche geschlossene Waffenstillstand halte, obwohl er instabil sei, sagte Poroschenko am Freitag in Kiew auf einer Konferenz zur Förderung der ukrainischen Anbindung an Westeuropa.

Das Assoziierungsabkommen mit der EU, das in der kommenden Woche ratifiziert werden soll, sei die Leitlinie für die von ihm geplanten Reformen, fügte der Präsident hinzu. Die sogenannte Jalta-Konferenz über europäische Strategien fand jährlich seit 2004 auf der Krim statt und wurde wegen der Angliederung der Halbinsel an Russland nach Kiew verlegt.

In der Ukraine finden am 26. Oktober Parlamentswahlen statt. Erste Priorität nach der Abstimmung hätten Wirtschaftsreformen sowie eine Bekämpfung der Korruption, sagte Poroschenko. Ausländische Investoren fühlten sich allerdings nur sicher im Land, wenn wieder Frieden herrsche.

Die vor einer Woche vereinbarte Waffenruhe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten hat bis auf kleinere Verstöße weitgehend gehalten. In dem fünfmonatigen Konflikt sind mehr als 3.000 Menschen umgekommen.

Die Konfliktparteien einigten sich auch auf einen Gefangenenaustausch. In der Nacht auf Freitag übergaben Separatisten und Regierungseinheiten 37 Gefangene. Einem Rebellenvertreter zufolge soll der nächste Austausch am Samstag stattfinden. Die EU hat in Aussicht gestellt, die am Freitag in Kraft getretenen Sanktionen gegen Russland Ende des Monats auszusetzen, sollte sich die Lage in der Ostukraine beruhigen. Die EU und die USA werfen Russland vor, die Separatisten zu unterstützen und eigene Soldaten entsandt zu haben, was die Regierung in Moskau bestreitet. (APA, 12.9.2014)