Wien - Er arbeitete drei Jahre lang die verdächtigen Geschäfte der Hypo Alpe Adria auf. Jetzt musste er gehen: Christian Böhler, Chefforensiker der notverstaatlichten Bank, hat vor kurzem das Institut verlassen. Ihm folgt Walter Unzeitig nach, der seit zwei Jahren als Rechtsberater in der Hypo tätig ist.

Auch wenn weder Banksprecher noch Böhler selbst auf Reibereien eingehen wollen: Kein großes Geheimnis ist, dass die Stimmung wegen medialer Auftritte und politischer Aktivitäten schon länger gereizt war. Zuletzt machte Böhler mit einem Interview im Wall Street Journal von sich reden, in dem er die kriminelle Energie der früheren Verantwortlichen anprangerte. Dem Vernehmen nach hatte die Hypo schon mehrmals Verwarnungen ausgesprochen, die der frühere KPMG-Mann nicht beherzigt haben soll.

Hinzu kamen zwei Engagements beruflicher und politischer Natur: Erst gründete Böhler ein eigenes Beratungsunternehmen, das sich mit Forensik befasst - die Hypo sah darin einen Verstoß gegen Compliance-Regeln; dann engagierte sich Böhler für die Neos, für die er als stellvertretender Landessprecher der Steiermark fungiert. Die Reibereien der Bankführung mit Ex-CSI-Chef Wolfgang Peschorn und dem späteren "Sonderbeauftragten", Bawag-Ankläger Georg Krakow, sind ebenso legendär, wie die Aufarbeitungskosten hoch sind. (as, DER STANDARD; 13.9.2014)