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Das Netzwerk Sozialer Zusammenhalt will von jihadistischer Ideologie beeinflusste Jugendliche und deren Eltern beraten.

Foto: ap/Daniel Ochoa de Olza

Wien - Ein jüngst in Wien gegründeter Verein hat sich der Deradikalisierungs- und Präventionsarbeit mit von jihadistischer Ideologie beeinflussten Jugendlichen verschrieben. Das Netzwerk Sozialer Zusammenhalt sei eine "Bottom-up-Initiative", die sich auf die Expertise von Muslimen, Jugendarbeitern und Wissenschaftern stütze, erklärte Vereinsobmann Moussa Al-Hassan Diaw in einer Aussendung am Dienstag.

Die Initiative sei entstanden, nachdem sich immer wieder Angehörige und Lehrer an den Vereinsobmann und islamischen Religionspädagogen Diaw sowie seinen Stellvertreter, den Politikwissenschafter Thomas Schmidinger, gewandt und Hilfe im Umgang mit Jihadismus erbeten hatten. Das Netzwerk, das von Experten und Aktivisten zum Thema Jihadismus und Radikalisierung gegründet wurde, will die unterschiedlichen von der Problematik betroffenen Institutionen und NGOs zusammenführen.

Thinktank und Betreuung

In den kommenden Wochen werde der Verein der österreichischen Politik Vorschläge für eine professionelle Arbeit bei Deradikalisierung und Prävention vorlegen, hieß es. Derzeit würden schon Familien und Jugendliche vom Netzwerk betreut.

Geplant sei etwa der Aufbau einer Beratungsstelle, eines Thinktanks und eines Schulungsangebots für Behörden, NGOs, Schulen und Sozialarbeiter. Die im Verein aktiven Angehörigen von Betroffenen würden eine Selbsthilfegruppe für Angehörige aufbauen.

Forderung an Politik

Muslime unterschiedlichster Ausrichtung unterstützen laut Diaw das Vorhaben. "Uns Muslimen ist klar, dass die Radikalisierung von Jugendlichen und der Weg zu Terrorgruppen wie dem selbsternannten 'Islamischen Staat' ein großes Problem ist." Bei der Mehrheit der Muslime herrsche ein Konsens darüber, dass die IS "sich in keinster Weise auf den Islam berufen kann und Terrorismus konsequent abzulehnen ist".

Schmidinger richtete sich mit einer klaren Botschaft an die Politik. "Mittlerweile ist den meisten klar, dass etwas getan werden muss", erklärte er. Der Politik solle klar sein, dass Geld, das in Deradikalisierung und Prävention fließe, gut investiert sei.

Europaweite Zusammenarbeit

Die Gründer stehen eigenen Angaben zufolge seit Jahren in Kontakt mit ähnlichen Initiativen in anderen europäischen Staaten. Diaw sei etwa beim Radicalisation Awarness Network (RAN) der Europäischen Kommission aktiv gewesen, Schmidinger kooperiere mit Beratungsstellen in Deutschland. Beide forschten und publizierten bereits zu dem Thema.

Wichtig ist dem Netzwerk eine organisatorische Trennung von den Behörden und der Polizei. "Eltern von Betroffenen werden sich nicht melden, wenn sie befürchten müssen, dass dann deswegen ihr Sohn oder ihre Tochter festgenommen wird", betonten sie.

Am 6. September fand die Gründungsversammlung des Vereins statt. Im Beirat des Netzwerks seien NGOs, Angehörigen von Betroffenen, Mitglieder islamischer Verbände, ein Abgeordneter des Europaparlaments und Wissenschafter vertreten. (APA, 10.9.2014)