Innsbruck/Schwaz -Die von der Tiroler Landesregierung als "Leuchtturm" für ganz Österreich bezeichnete Gesamtschulmodellregion Zillertal weist einen wesentlichen Geburtshelfer auf: Schon jetzt gibt es kein Gymnasium in der Region. Das nächstgelegene Gymnasium befindet sich in der nicht im Zillertal befindlichen Bezirkshauptstadt Schwaz, wohin weiterhin eine - wenn auch geringe - Anzahl an Schülern pendelt.

Verunsicherung

Von insgesamt 392 Volksschul-Abgängern im Zillertal seien in diesem Schuljahr 366 in die sieben Neuen Mittelschulen eingestiegen, in denen der Gesamtschul-Pilotversuch über die Bühne geht. 26 Schüler würden in ein außerhalb des Tales gelegenes Gymnasium pendeln. Der Löwenanteil dieser 26 Schüler würde in ein Schwazer Gymnasium gehen, sagte Werner Mayr, Landesschulinspektor im Landesschulrat für Tirol, der APA am Dienstag.

Diese Zahlen würden sich von denen der Vorjahre nicht wesentlich unterscheiden, meinte Mayr. Im Landesschulrat sei man ob der heurigen Zahlen jedoch "überrascht". Man habe erwartet, dass aufgrund der "medialen Diskussion" um den Schulversuch und der damit einhergehenden möglichen Verunsicherung der Eltern die Zahl der "Auspendler" höher sein würde.

"Gemeinsame Schulregion" statt Gesamtschule

Es handle sich bei dem Zillertaler Projekt schon um eine "Schule für alle", meinte der Landesschulinspektor auf die Frage, ob man angesichts der pendelnden Schüler überhaupt von einem Modellversuch für eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen sprechen könne. "Aufgrund der quantitativen Dimension der Schülerzahl ist der Begriff der Gesamtschule gerechtfertigt", sagte Mayr. Gesamtschule bedeute andererseits aber auch, dass alle Schüler in einem Sprengel "gezwungen sind, in diese eine Schule zu gehen", räumte Mayr ein. "Rein organisationsrechtlich handelt es sich um keine Gesamtschule", stellte der Landesschulinspektor klar. Er würde eher von einer "gemeinsamen Schulregion" sprechen.

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und seine Grüne LHStv. Ingrid Felipe hatten am Montag bei einer Pressekonferenz erklärt, dass Zillertal sei mit dem Schulversuch Österreichs erste und einzige Region, in der die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen umgesetzt werde. In der Gesamtschule gehe es darum, individuelle Begabungen zu entdecken und weiterzuentwickeln. Daher werde auch für jeden Schüler ein Kompetenzprofil erstellt. Dieses soll dann Basis für den weiteren Unterricht und die Berufsorientierung sein.

Den Absolventen der gemeinsamen Schule stünden anschließend alle Wege offen, warb Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) für die Modellregion. Damit auch in vier Jahren der Schulübertritt im Zillertal ohne größeren Ortswechsel erfolgen kann, sei die Einrichtung eines Oberstufengymnasiums für Herbst 2018 geplant. (APA, 9.9.2014)