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Marin Cilic gewann sein erstes Grand-Slam-Turnier.

Foto: EPA/ANDREW GOMBERT

Als der große Triumph zum Greifen nahe war, bekam er noch das Zitterhändchen. Der zweite Aufschlag beim ersten Matchball landete weit im Aus. Aber Marin Cilic, 25, Kroate, geboren im Wallfahrtsort Medjugorje (Bosnien-Herzegowina), war beim Stand von 6:3, 6:3, 5:3, 40:15 zu weit von einer Niederlage gegen den Japaner Kei Nishikori entfernt. Ein Rückhand-Winner besiegelte den Triumph bei den US Open in New York, einem der vier Grand-Slam-Turniere im Tennissport. Cilic ließ sich zu Boden fallen. "Alles, wofür ich gearbeitet und wovon ich geträumt habe, ist in Erfüllung gegangen", sollte er später sagen. Im Halbfinale hatte er die Schweizer Allzeitgröße Roger Federer ähnlich deutlich besiegt.

Cilic spielt nicht so spektakulär wie Novak Djokovic oder Rafael Nadal, nicht so filigran wie Federer. Aber er spielt das, was er kann, ziemlich gut. Der 1,98-m-Hüne gehört zu der Spezies der Superaufschläger. Es scheint eine kroatische Spezialität zu sein. Ivo Karlovic etwa schlägt Asse en masse. Auch Goran Ivanisevic verstand sich darauf blendend. Cilic aber, und das hebt ihn von anderen ab, verfügt nicht nur über ein starkes Service. Er retourniert sehr gut. Und seine Vorhand kann er knallhart ins Feld schlagen.

Dass ihm ausgerechnet jetzt der große Durchbruch gelang, hat Cilic auch Ivanisevic, dem ersten männlichen Kroaten, der ein Grand-Slam-Turnier gewann, zu verdanken. "Goran ist großartig", sagte Cilic, "er hat ein großes Herz. Wenn ihn jemand um Hilfe bittet, dann hilft er."

Cilic bat sein Vorbild 2013 um Hilfe, als er wegen Dopings gesperrt war. Im April war ihm die verbotene Substanz Nikethamid nachgewiesen worden. Er wollte nicht wissen, wie das Mittel in seinen Körper gelangt war, wurde aber zunächst mit einer Sperre von neun Monaten belegt. Der Internationale Sportgerichtshof CAS reduzierte diese aber auf vier Monate, nachdem festgestellt worden war, dass das Stimulans die Leistung nicht beeinflusst. Während der Zwangspause formte Ivanisevic einen aggressiveren Spieler aus Cilic. Bei den US Open durfte sich die Konkurrenz davon überzeugen.

Siebenjährig begann der zweitjüngste von vier Brüdern, Tennis zu spielen. 2005 gewann Cilic die French Open der Junioren und führte die einschlägige Weltrangliste an. 2008 holte der Wahl-Monegasse seinen ersten Profititel. Sein zwölfter und bisher auch wegen der drei Millionen Dollar Preisgeld wertvollster folgte nun, sechs Jahre später. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 9.9.2014)