Es scheint fast so, als ob sich SPÖ und FPÖ, die beiden derzeit stimmenstärksten Parteien in Wien, miteinander abgesprochen haben: Wo gibt es ein einfach verständliches Thema, bei dem wir mit Konfrontation unser Profil schärfen und unsere Stammklientel bedienen können – und alle anderen Parteien außen vor lassen? Ob unfreiwillig oder nicht: Mit der Causa Krauss ist das Michael Häupl und Heinz-Christian Strache gelungen.

Die Ablehnung des Burschenschafters und Jungpolitikers Maximilian Krauss als Wiener Stadtschulratsvize hat Häupl zurecht viel Anerkennung gebracht – auch vom grünen Koalitionspartner. Krauss forderte die chemische Kastration für Kinderschänder, er wollte Zuwanderer „mit türkischem Blut“ zurück in ihre Heimat schicken, er trat für „Ausländerklassen“ ein. Von den Aussagen hat sich Krauss nie distanziert. Allein diese Tatsache macht ihn im Stadtschulratsamt untragbar. Das hat Häupl schnell erkannt. Ob die Ablehnung des von der FP nominierten Krauss aber auch rechtlich hält, müssen wohl Gerichte klären.

Strache schäumt über Häupls Willkür und Absolutismus – und darf ebenfalls auf Applaus im Publikum hoffen. Der Wahlkampf ist eröffnet: Es bleibt nur zu hoffen, dass das Inhaltliche beim zu erwartenden Getöse nicht auf der Strecke bleibt: die Herausforderungen in Wiens Schulen und die Abschaffung des Proporzpostens, dem einzig das Recht auf Akteneinsicht und Beratung eingeräumt wird. (David Krutzler, DER STANDARD, 9.9.2014)