Die Idee ist gut: Die aufstrebenden Metropolen Wien und Moskau möchten enger kooperieren. Im Rahmen der "Moskau-Tage" sollen deshalb Vertreter der beiden Städte bis Mittwoch über Investitionen, wirtschaftliche und energiepolitische Fragen diskutieren. Abgerundet wird das Ganze mit einem Galakonzert im Wiener Rathaus.

Allerdings ist das Timing für die Veranstaltung, die neben der Stadt Wien auch von der Wirtschaftskammer unterstützt wird, völlig falsch. Hätten die Stadt und die Kammer auch nur ein wenig Gespür für die politische Großwetterlage, hätten sie die Veranstaltung absagen müssen. Russland unterstützt offen bewaffnete Separatisten in der Ostukraine, die EU beschließt deshalb eine Sanktionsrunde nach der anderen.

Man kann den Kurs dieser stetigen Eskalation im Konflikt kritisieren und auch die bisher zwecklosen EU-Sanktionen kritisch hinterfragen. Doch mit den Moskauer Tagen konterkariert die Stadt Wien de facto die einstimmig auf EU-Ebene beschlossenen Sanktionen. Das ist fatal, weil ihre Geschlossenheit das effektivste Mittel ist, das die EU Russland entgegensetzen kann.

Zudem ist es nicht das erste Mal, dass Vertreter Österreichs ausscheren. Ende Juni gab es für Wladimir Putin Standing Ovations in der Wiener Wirtschaftskammer, zuvor wurde Russland-Freund Siegfried Wolf zum Präsidenten der ÖIAG bestellt. Diese Optik ist für Österreich fatal. (András Szigetvari, DER STANDARD, 9.9.2014)