Bild nicht mehr verfügbar.

Ardian Fullani hintern Gittern.

Foto: Reuters/Celi

Tirana - Er war gerade im Büro, als die Polizei vorfuhr. Der Mann mit den feinen Anzügen hat wohl nicht damit gerechnet, dass er einmal in Handschellen abgeführt werden wird. Am Freitag wurde der Gouverneur der albanischen Notenbank, Ardian Fullani, wegen eines Rekorddiebstahls aus dem Tresor der Nationalbank verhaftet. Er wird gemeinsam mit dem Chefinspektor der Bank Elivar Golemi, der ebenfalls am Freitag verhaftet wurde, des Amtsmissbrauchs beschuldigt.

Der Diebstahl wurde bereits am 21. Juli entdeckt. Demnach fehlen der Nationalbank 7,13 Milliarden Lek (etwa fünf Millionen Euro). Acht Bankangestellte wurden im Zuge der Ermittlungen verhaftet, nicht aber Fullani, der sich auch weigerte, seinen Posten aufzugeben.

Anfang August war es des- halb zu Protesten gekommen. Demonstranten versammelten sich vor dem Gebäude der Nationalbank mit Transpatenten, auf denen sie Fullani als "Dieb" bezeichneten und seinen Rücktritt forderten. Zuvor waren auch Bilder von Fullanis 20-jährigem Sohn auf sozialen Netzwerken veröffentlicht, der offensichtlich ein Jetsetleben führt und teure Autos und Uhren besitzt. Die albanische Behörde, gegenüber der öffentlich Bedienstete ihre Vermögensverhältnisse offenlegen müssen, begann darauf mit Untersuchungen, die Aufschluss über das Vermögen Fullanis und anderer Banker geben sollen. Auch Familienmitglieder werden unter die Lupe genommen. Der Diebstahl fand offenbar über einen längeren Zeitraum - von 2012 bis 2014 - und im Rahmen von alltäglichen Geldtransaktionen statt.

Aufsichtspflicht nicht erfüllt

Der heute 59-jährige Fullani begann seine Arbeit bei der Notenbank im Jahr 1985, 2004 wurde er Gouverneur und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Bank. Ihm werden nun von der Generalstaatsanwaltschaft fünf Gesetzesverletzungen vorgeworfen, vor allem, dass er seine Aufsichts- und Kontrollpflichten nicht erfüllt haben soll. Insgesamt wurden wegen des Millionendiebstahls mittlerweile 18 Personen festgenommen.

Die Verhaftung Fullanis wurde von der regierenden Sozialistischen Partei als Beweis für ihre Durchsetzungskraft bei der Verbrechensbekämpfung dargestellt. Albanien hat am 27. Juni den EU-Kandidatenstatus bekommen. Die Regierung wurde unter anderem für Bemühungen um mehr Rechtsstaatlichkeit "belohnt". 2010 wurde übrigens der Zentralbankgouverneur im Nachbarstaat Kosovo verhaftet. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 8.9.2014)