Waren aus dem Internet sind bekannt. Kredite kommen immer öfter als Service hinzu. Hier bedarf es sicherer Daten.

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Wien - Einkaufen via Internet setzt sich immer mehr durch. Dass man bei vielen Händlern die Rechnung auch in Raten zahlen kann, ist den Bestellern bei Otto, Universal und Co bereits bekannt. Zunehmend können aber auch Finanzierungen über das Internet abgeschlossen werden. Einige Banken werben gar mit einem schnellen Kredit per Mausklick.

Doch wie kann es sein, dass ein Kredit online in wenigen Minuten vergeben wird, während man in der Bankfiliale Dokumente abliefern muss und das Institut erst nach eingehender Prüfung über den Geldwunsch entscheidet?

Niedrigere Summe

Ein Grund dafür ist freilich, dass die Summe für die sogenannten Konsumentenkredite via Online-Vergabe beschränkt ist und damit auch der mögliche Verlust für den Geldgeber limitiert ist. Dennoch muss der Antragssteller schnell überprüft werden können. Wie das geht, erklärt Boris Recsey, Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei CRIF Österreich. "Die Unternehmen führen über eine Software, die im Hintergrund läuft, eine Bonitätsabfrage durch." CRIF beliefert alle großen Banken mit Bonitäts- und Kundendaten.

Auch im E-Commerce, den CRIF ebenfalls mit Daten beliefert, seien solche Abfragen wichtig, erklärt Recsey, damit Anbieter prüfen können, ob ihre Kunden tatsächlich existieren und es sich nicht um Scheinbestellungen handelt. Und auch das Zahlungsverhalten der Kunden spiele für Online-Shops eine wichtige Rolle. Stelle sich bei einem Kunden heraus, dass eine Bestellung ungewöhnlich in Bezug auf das bisherige Bestellverhalten ist, könne beispielsweise die Zahlfunktion "auf Rechnung" im konkreten Fall blockiert werden. Bestellt werden kann dann nur via Vorauszahlung. "Dadurch kann der Händler sicherstellen, dass er zu seinem Geld kommt", gibt Recsey im Gespräch mit dem Standard ein Beispiel, wie eine Warnung im System in der Praxis umgesetzt werden kann.

Blick auf Forderungen

Bei der Kreditvergabe funktioniere das System gleich. Sucht ein Kunde bei einem Online-Händler um eine Finanzierung an, kann dieser - je nach Datenlage, die er von CRIF bezieht - sehen, ob dieser Kunde andere Finanzierungen laufen hat. "Wichtig ist hier, dass keine Bankdaten weitergegeben werden", betont Recsey. Nichtbanken erhalten keine Auskünfte über laufende Kredite bei anderen Instituten und schon gar nicht über die Summen. Das System erkenne aber, ob anderswo noch Finanzierungen laufen, was den Händler zur Vorsicht bewegen könnte.

Seit Juli bietet CRIF mit "IdentCheck" ein weiteres Tool an, dass sowohl in Geschäften als auch im Internet die Vergabe von Finanzierungen beschleunigen und sicherer machen soll. Dabei muss vom Antragsteller ein Ausweis vorgelegt werden, der via Web-Cam oder App fotografiert wird. Die Daten wandern automatisch in die Kundendatenbank, werden vom System geprüft, und innerhalb weniger Minuten wird im Geschäft oder am Computer daheim über die Finanzierung entschieden. "Das Ausfüllen von Formularen in Geschäften und das postalische Schicken einer Kopie des Passes gehören damit der Vergangenheit an", sagt Recsey.

App schafft Abhilfe

Reisepässe, Personalausweise oder Führerscheine (allerdings nur die neuen im Kartenformat) können für den Finanzierungsantrag vorgelegt bzw. via App fotografiert und gesendet werden. Vorname, Nachname und Geburtsdatum reichen für die Abfrage im System. Damit könne auch sichergestellt werden, dass Kunden oder Antragsteller volljährig sind, sagt Recsey.

Dem Argument der Konsumentenschützer, wonach die schnelle Kreditvergabe auch in die Schuldenfalle führen könne, hält Recsey entgegen, dass das System die Anzahl der offenen Forderungen erkenne und auch eine Warnung an den Antragsteller abgeben bzw. die Sicherheitsfrage stellen könne, ob er diese Finanzierung wirklich abschließen möchte. Zusätzlich liege es bei den vergebenden Instituten, einen Antrag abzulehnen.

Auch bei Crowd-Funding-Plattformen steige die Nachfrage nach einer Prüfung der Bonität von Geldgebern, damit sich der Empfänger auch auf die Finanzierung seines Projektes verlassen kann. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 5.9.2014)