Wer an ein Strohfeuer dachte, wurde eines Besseren belehrt. Als sich 2004 sechs Musiker-Komponisten zur Jazzwerkstatt Wien zusammenschlossen, da setzten diese von Beginn an nachhaltige Leuchtsignale. Zehn Jahre später haben die einstigen Jungspunde auch in Graz, Bern, Köln und Berlin Schule gemacht, sie sind zu wichtigen Playern der heimischen Szene avanciert.

Zum fünften Mal manifestiert sich dies im Vienna Roomservice Festival im Porgy & Bess. Am Sonntag (7. 9.) betritt dort das Jazzwerkstatt Wien New Ensemble die Bühne, zu dem sich die Werkstatt-Gründer Daniel Riegler, Peter Rom, Clemens Salesny, Bernd Satzinger und Clemens Wenger zusammengeschlossen haben. Sympathikus - Parasympathikus heißt die neue CD, die erste in erweiterter Septett-Besetzung mit Vokalistin Agnes Heginger und Soundelektroniker Sixtus Preiss. Man durchkreuzt Kammerensemble-Texturen mit gebrochenen Beats und Wort- und Satz-Dekonstruktionen.

Saxofonist Clemens Salesny ist am selben Abend auch in der Band des albanischen Sänger-Gitarristen Orges Toçe zu hören, der seine Tom-Waits-verdächtige Stimme für trashigen Balkan-Blues erhebt. Gitarrist Peter Rom mischt heute, Freitag, im Quintett No Home For Johnny mit, das mit der New Yorker Sängerin Raie auftritt. Aus Paris reist Julien Desprez an, Mitglied im Musikerkollektiv Coax, der seiner E-Gitarre mittels einschlägiger Spezialbehandlung dröhnende und pfeifende Soundscapes der anderen Art entlockt.

In einem zweiten Solokonzert ist am Freitag die Wiener Pianistin Manon-Liu Winter zu hören: Sie "entpräpariert" im Programm "Stones & Songs" den Flügel, um ihn stattdessen mit Steinen im Corpus-Inneren zu bespielen. Der Schweizer Kollege Malcolm Braff, ein Perkussionist auf Tasten, beschließt am Sonntag den Konzertreigen. Bis 7. 9. (felb, DER STANDARD, 5.9.2014)