Frankfurt - Die EZB hat neue Anleihenkäufe angekündigt. Der Erwerb von Wertpapieren soll die langfristigen Zinsen senken und den Kreditkanal in der Eurozone aufstoßen. Damit könnten gerade kleinere Unternehmen einfacher an Kredite gelangen und die niedrigen Leitzinsen in der Realwirtschaft ankommen. Doch welche Wertpapiere kann und wird die EZB aufkaufen? Und welche Bereiche bleiben außen vor?

Q Pfandbriefe Sie sind der EZB schon gut vertraut. Bereits in der Finanzkrise wurden diese forderungsbesicherten Bankpapiere als Reaktion auf Bankenpleiten und den Kollaps der Geldmärkte gekauft. Knapp 45 Milliarden Euro an derartigen Papieren liegen noch in der Bilanz der Europäischen Zentralbank. Der Markt für Pfandbriefe ist eine wesentliche Stütze der europäischen Finanzmärkte mit einem Volumen von knapp 1600 Milliarden Euro. In diesem tiefen Pool wird die EZB ab Oktober wieder unterwegs sein. Was aber neu sein wird, ist, dass die Ankäufe künftig nicht sterilisiert werden. Traditionell hat die EZB für jeden Euro an gekauften Anleihen über die Geldmärkte einen Euro an Liquidität abgesaugt, damit sich die gesamt verfügbare Geldmenge nicht erhöht. Das ändert sich künftig und sorgt so für mehr Geld im Um- lauf.

Q Bankanleihen Noch mehr Schulden haben Banken "uncovered", also ohne Sicherheiten, begeben. Laut einer Analyse der Denkfabrik Bruegel könnte die EZB theoretisch in diesem Bereich bis zu 2280 Milliarden Euro an Anleihen aufkaufen. Doch die EZB will mit ihren Investitionen wenig Kreditrisiko eingehen, daher gibt es vorerst nur Pfandbriefkäufe.

Q ABS Ab Oktober wird die EZB etwas tun, was viele Investoren in der Finanzkrise in die Bredouille gebracht hat. Sie kauft in Anleihen verpackte Forderungen auf. Diese forderungsbesicherten Wertpapiere (ABS) sind hoch komplex, bestehen etwa aus Unternehmens-, Immobilien- oder Autokrediten und existieren in vielen Risikoklassen, von sicher bis ausfallsgefährdet. ABS sind nicht in der gesamten Eurozone verbreitet. In großem Ausmaß (über zehn Milliarden Euro) existieren sie nur in Italien, Deutschland, Spanien, Frankreich und Griechenland. Ein Ankaufprogramm soll die Anreize für die Banken erhöhen, derartige Papiere zu produzieren.

Q Staatsanleihen Der große Brocken am europäischen Kapitalmarkt bleibt weitgehend ein Tabu für die Zentralbank: Staatsanleihen. Sie machen knapp die Hälfte aller zentralbankfähigen Wertpapiere in der Eurozone aus. Knapp 7000 Mrd. Euro an Schulden haben die europäischen Staaten an den Finanzmärkten ausstehend. Ab 2010 hatte die EZB zeitweise auch diese Bonds gekauft, allerdings nur rund 200 Milliarden Euro, um die Zinsen der Papiere zu senken. Die Zinsen für Länder wie Griechenland waren in der Krise sehr stark gestiegen. (sulu, DER STANDARD, 5.9.2014)