Der, der diesen Reformprozess eingeleitet hat, wird sich auch als "Spindi 2.0" nicht mehr innovativ auf der Internet-Ideenplattform einbringen. Auch wenn rege Beteiligung an der Sanierung der ÖVP explizit erwünscht ist: Kaum jemand an der Parteispitze macht einen Hehl daraus, dass der Abgang von Michael Spindelegger für dieses Ziel geradezu ein Glücksfall ist.

Jetzt wollen die Schwarzen durchstarten, "Evolution ÖVP" nennt sich das dann wieder etwas gemäßigter, um nicht von Vorarlberg bis Niederösterreich alle Funktionäre hochzuschrecken. Auch inhaltlich legt man es vorsichtiger an als geplant. Da wird zwar "Unmögliches" gefordert, um im gleichen Atemzug auch schon wieder Entwarnung zu geben. Beim Auftakt überließ man die aufrührerischen Ideen den anderen. Es lag an den Freunden der Schwesterparteien aus Bayern, Südtirol und der Schweiz, mit Inputs zur "Amtszeitbeschränkung" oder Anregungen zur Öffnung der Partei für Migranten vorzupreschen.

Was auffiel: Für die Gastredner hieß der Star nicht Reinhold Mitterlehner, sondern Sebastian Kurz. Sein Name fiel bei ihnen immer dann, wenn es um ein neues Politikverständnis ging, und man fragt sich, ob hier formuliert wurde, was auch viele ÖVPler denken. Gemäß: Evolution schön und gut, aber wir brauchen mehr. Und zwar dringend.

Immerhin: Mitterlehner erwägt, sich einen Twitter-Account zuzulegen. Das wird nicht reichen. (Karin Riss, DER STANDARD, 5.9.2014)