Die Reindorfgasse in Rudolfsheim-Fünfhaus erfüllt all das, was Wien-Neubau gerne verspricht. Im Straßenzug von der Äußeren Mariahilferstraße runter auf die Sechshauserstraße herrscht eine wohltuende Koexistenz der Branchen und Kulturen zwischen Alteingesessenem und einem zunehmenden Einschlag in Richtung neuer Kreativwirtschaft.

Kritisch formuliert, nimmt hier gerade die Gentrifizierung ihren freien Lauf - scheint sich jedoch in der denkbar charmantesten Phase zu befinden. Die ungarische Greißlerei hat hier Platz, ebenso wird dem Agenturgeschäft nachgegangen. Modedesign ist hier genauso zu Hause wie der Traditionsfleischhauer oder die international reüssierenden Taschen- und Rucksackdesigner von Urban Tool. Das Gasthaus Quell und seine Wiener Küche sind ohnehin weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. Jedenfalls lädt die Reindorfgasse heute, Freitag, und morgen, Samstag, zu einem Straßenfestival, das sich ebenso wenig schubladisieren lässt wie die Gasse selbst.

Hip-Hop mit Anliegen gibt es heute von Mieze Medusa & Tenderboy, Elektroniker B. Fleischmann ist ebenso zu hören wie entstaubtes und angejazztes Wiener Lied mit Die Strottern & Blech und eine Handvoll mehr. Höhepunkte am Samstag: Clara Luzia sowie Müßig Gang, das neue Projekt von Ex-Texta-Mitglied Skero. DJs gibt es sympathischerweise keine. Vielleicht ist es mit der Gentrifizierung doch nicht so schlimm. (lux, DER STANDARD, 5.9.2014)