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Die OECD mahnt Österreich: Das Land müsse mehr dafür tun, um die Menschen im Job zu entlasten.

Foto: ap/berg

Wien - Ein neuer Bericht der OECD kratzt am Image des Arbeitsmarkt-Weltmeisters Österreich. Die Arbeitsbelastung ist in Österreich so hoch wie fast nirgends unter den OECD-Ländern. Was das Arbeitsklima, Stress und die Länge der Arbeitszeiten betrifft, landet Österreich unter 32 untersuchten Ländern nur auf dem 27. Platz. Wird das Arbeitsumfeld nicht verbessert, drohen erhöhte Burnout-Raten, Depressionen und andere stressbedingte Krankheiten, schreibt die Organisation.

Die OECD wiegt die Belastungen mit sogenannten "Ressourcen" auf. Darunter versteht sie etwa Selbstbestimmung im Job, gute soziale Beziehungen und Möglichkeiten zur Weiterbildung. Hier liegt Österreich besser, was das Land im Gesamt-Ranking ins Mittelfeld schiebt. "Die Ressourcen wiegen die hohen Arbeitsanforderungen aber nicht ausreichend aus", schreibt die Denkfabrik.

Wenig überrascht von den Ergebnissen ist man bei der Arbeiterkammer. "Das deckt sich mit unseren Einschätzungen", sagt der Arbeitsrechts-Experte Christoph Klein. "Österreicher arbeiten im internationalen Vergleich länger und machen mehr unfreiwillige Überstunden", sagt er. Zu wenige Kinderbetreuungseinrichtungen würden viele Frauen in Teilzeit-Jobs drängen. Erschreckend viele Menschen würden außerdem wegen psychischen Belastungen in Krankenstand gehen.

Schon im Vorjahr fand sich Österreich im "Better Life Index" der OECD was die Work-Life-Balance betrifft nur im untersten Drittel. Während Dänemark auf 9,8 von 10 Punkten kam, erreichte Österreich nur 5,9 Punkte.

Bei Einkommen im Durchschnitt

Die Belastung im Job ist nur einer von drei Indikatoren, die die OECD in ihrer erstmals stattgefundenen Untersuchung der Job-Qualität verwendet. Der zweite Indikator wirft Licht auf die Einkommen und ihre Verteilung in den verschiedenen Ländern. Hier landet Österreich nur im Mittelfeld, obwohl es als eines der reichsten Länder der Welt gilt.

An der OECD-Spitze stehen hier Dänemark und Norwegen. "Wir haben uns die Bruttostundenlöhne angeschaut", sagt Mark Keese von der OECD. "In Nordländern ist die Steuerlast oft höher." Wer welche Transfers bekomme und welche sonstigen Einkommen die Menschen beziehen, sei für den Bericht nicht relevant gewesen.

Einen Spitzenplatz erreicht Österreich wenig überraschend in puncto Job-Sicherheit. Der Indikator wird aus der Wahrscheinlichkeit und durchschnittlichen Länge von Arbeitslosigkeit berechnet. Auch die Unterstützung, die Menschen ohne Job erhalten, fließt ein. Griechenland und Spanien führen dieses unrühmliche Ranking an, gefolgt von einigen osteuropäischen Ländern.

Die OECD konnte in ihrer Untersuchung keinen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Job-Qualität feststellen. Länder könnten also niedrige Arbeitslosenraten ohne prekäre, schlecht-bezahlte Jobs erreichen.

Am schlechtesten dran sind laut OECD schlecht qualifizierte Junge. Sie hätten die geringste Job-Sicherheit. Ältere hingegen haben das höchste Risiko, arbeitslos zu werden, aber meistens eine bessere Absicherung. Frauen hingegen verdienen zwar weniger als Männer, haben aber eine ähnliche Job-Sicherheit und arbeiten im Schnitt in einem besseren Umfeld.

Die OECD will die Job-Qualität in ihren Mitgliedsländern nun jährlich im Rahmen des Arbeitsmarktausblickes untersuchen. (Andreas Sator, derStandard.at, 4.9.2014)